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Saufen, rauchen, fremdgehen: Man ist überrascht, dass die „Mad Men“ zwischendurch noch ihre Arbeit schaffen. Matthew Weiners großartige TV-Serie , die sehr stylish im New York der 60er spielt, startet Mittwoch endlich im Frei-TV auf ZDFneo.

Peggy (Elisabeth Moss, l.) ist neu, Büro-Vorsteherin Joan (Christina Hendricks, r.) sagt an, wo’s langgeht.  Foto: ZDF/Lions Gate Television
Peggy (Elisabeth Moss, l.) ist neu, Büro-Vorsteherin Joan (Christina Hendricks, r.) sagt an, wo’s langgeht. Foto: ZDF/Lions Gate Television © Lions Gate Television Inc. All Rights Reserved

So unterhaltsam hat man Sexismus noch nicht erlebt: „Keine Sorge“, beruhigt Büro-Vorsteherin Joan mit den flammend roten Haaren die neue Sekretärin, als sie ihr die elektrische Schreibmaschine zeigt: „Die haben sie so konstruiert, dass auch Frauen sie bedienen können.“ Aha. Da weiß man gleich, wo’s langgeht, und Peggy mit den großen Augen ist ganz dankbar für die Ansagen. Frauen haben nicht viel zu sagen in „Mad Men“, was nicht heißen soll, dass sie machtlos wären. Aber nicht umsonst finden sich die Männer von der Madison Avenue in New York im Titel: Am Mittwoch, 6. Oktober, startet die hochgelobte und vielfach ausgezeichnete TV-Serie von Matthew Weiner auf ZDFneo und damit endlich im deutschen Frei-TV.

Familie zum Frühstück, Bourbon zum Mittag, Fremdgehen am Feierabend

Jon Hamm als Don Draper. Foto:  ZDF/ Lions Gate Television
Jon Hamm als Don Draper. Foto: ZDF/ Lions Gate Television © Lions Gate Television Inc. All Rights Reserved

Es ist 1960, die Krawatten sind schmal, die Möbel zierlich, die Bleistiftröcke eng, und an der Madison Avenue werden Wünsche geweckt, von denen die Amerikaner noch gar nicht wussten, dass sie sie haben: Hier sitzen die Werbeagenturen, die großen und die kleineren, und eine davon ist Sterling Cooper. Don Draper ist ihr Kreativ-Direktor, er hat die Ideen, die die Kunden begeistern, und überhaupt sind von dem Mann mit dem kantigen Kiefer und der Steilfalte auf der Stirn Männer wie Frauen hin und weg. Er lebt wie die Kollegen Manager: Familie zum Frühstück, Bourbon spätestens ab zum Mittag, Fremdgehen am Feierabend und das alles mit einer qualmenden Zigarette im Mundwinkel. Don Draper ist nicht nett, aber charmant, und er hat ein Geheimnis, das so dunkel ist wie seine Stimme.

Jon Hamm spielt den Don Draper mit so viel Charisma wie Coolness

Agentur-Mitinhaber Roger Sterling (John Slattery, l.) und Creative Director Don Draper (Jon Hamm, r.). Foto: ZDF/Lions Gate Television
Agentur-Mitinhaber Roger Sterling (John Slattery, l.) und Creative Director Don Draper (Jon Hamm, r.). Foto: ZDF/Lions Gate Television © Lions Gate Television Inc. All Rights Reserved

Jon Hamm spielt Don Draper mit so viel Charisma wie Coolness: Eigentlich kratzt diesen Mann gar nichts, er hat alles im Griff. Von seinen Chefs lässt er sich nicht an die Leine legen, seinen Kunden sagt er, wenn er sie für zu spießig hält, und seine Frau Betty schickt er zum Psychotherapeuten. Der erstattet dem Familienvater anschließend Bericht über den Seelenzustand der kühlen Blonden mit dem Grace-Kelly-Flair (January Jones). Nur zwei Dinge können den Mann aus der Bahn werfen: wahre Liebe und die Schatten der Vergangenheit. Sechs Mal soll Jon Hamm vorgesprochen haben, um diese Rolle zu bekommen. Sie hat den 39-Jährigen in den USA berühmt gemacht.

Für viele ist „Mad Men“ eine der aufregendsten Drama-Serien in dieser Hochzeit der aufwändigen Fernsehproduktionen, und wie alle anderen lebt sie auch von dem großartigen Ensemble: mit Christina Hendricks als Büro-Chefin Joan, die mit zum Erdbeermund gekräuselten Lippen die gemeinsten Sachen säuseln kann; mit Vincent Kartheiser als schmierigem Babyface Pete Campell aus der Buchhaltung, der glaubt, er sei Gottes Geschenk an die Frauen- und die Werbewelt; mit John Slattery als jovialem Agentur-Chef Roger Sterling, der mit Schnaps, Zigaretten und Frauen, die halb so alt sind wie er, so lange feiert, bis ihn der Herzinfarkt niederstreckt. Und mit der großartigen Elisabeth Moss als Neu-Sekretärin Peggy Olson, die an diesem Sodom-und-Gomorrha-Arbeitsplatz ihre Unschuld schnell verliert.

Geschichten, die schick nach 60ern aussehen, aber eigentlich zeitlos sind

Die Idee zu dieser Serie, die vor einigen Wochen zum dritten mal in Folge den amerikanischen Fernseh-„Oscar“ Emmy als beste Drama-Serie gewann, hatte Matthew Weiner schon 1999. Als er sein Skript für die Pilot-Folge TV-Produzent David Chase zeigte, engagierte der Weiner – als Drehbuchautor für seine Mafia-Saga „The Sopranos“, die er damals produzierte. Erst Jahre später war das Fernsehen reif für die „Mad Men“, die so schick nach den 60ern aussehen und deren Geschichten so zeitlos sind.