Essen. Einen Monat nach dem Sendestart meldet ZDFneo Zuschauerzahlen, mit denen man in Mainz nicht gerechnet hätte. Überdurchschnittlich erfolgreich ist die Doku-Soap „Der Straßenchor” - ein Singkreis aus Wohnungslosen, Hartz-IV-Empfängern und Drogensüchtigen.

Superlative wären verwegen. Im Kampf um die Gunst der Zuschauer konnte der kleine, neue Kanal ZDFneo einen Monat nach seinem Start allerdings beachtliche Erfolge verbuchen.

„Wir sind erfreut und zufrieden”, resümiert ZDFneo-Chef Norbert Himmler. Für einen kleinen Kanal, den maximal 40 Prozent der Zuschauer gucken können, habe man eher ungeahnte Aufmerksamkeit erhalten.

Erfolg auf "ganz bescheidenem Niveau"

Bis Ende 2010, so war die Vorgabe beim Start, soll ZDFneo durchschnittlich 0,3 Prozent der Zuschauer erreichen. Und zwar in einer für das Zweite eher ungewöhnlichen Zielgruppe; der 25- bis 49-Jährigen. Obwohl auf dem Sendeplatz der ZDF-Dokukanal bis zum 1. November lief, der eher das ältere Publikum in seinen Bann zog, kann ZDFneo bereits nach vier Wochen eine Verschiebung registrieren. „Wir haben im Vergleich mehr jüngere Menschen erreicht”, sagt Himmler. Nach dem ersten Monat konnte man den Anteil junger Zuschauer – zwar noch lange nicht bedrohlich für die Privaten Sender, aber immerhin – von 0,1 auf 0,2 Prozent verdoppeln. „Das ist ein ganz bescheidenes Niveau”, gesteht Himmler, sieht sich mit seiner Programmplanung und inhaltlichen Ausrichtung aber bestätigt.

Zuschauer zeigen viel Interesse für US-Kultserie "30 Rock"

Denn ZDFneo bietet nicht unbedingt Mainstream. Jenseits des dümmlichen Trashs, mit denen die Privaten zuweilen ihre Werbepausen füllen, bietet ZDFneo zum Beispiel mit der Doku-Soap „Der Straßenchor” für RTL & Co schier Undenkbares. Ein Singkreis aus Wohnungslosen, Hartz-IV-Empfängern und Drogensüchtigen – das ist bisher einzigartig. Und wird goutiert. „Das ist ein überdurchschnittlich erfolgreiches Format”, sagt Himmler. Ähnliches Interesse zeigen die Zuschauer auch an der US-Kultserie „30 Rock”. Genau wie die britische Comedy-Reihe „Reporter auf Kriegsfuß” erreicht ZDFneo hier bereits das hehre Ziel von 0,3 Prozent Marktanteil.

Problematische Formate gibt's natürlich auch. Der Sendeplatz um 19.30 Uhr macht den Programmverantwortlichen Kopfzerbrechen. Formate wie „Hochzeitsfieber” und „Mamas Traumjob” laufen quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Vergleichsweise gute Werte für Wiederholungenv von ZDF-Produktionen

Vergleichsweise gute Werte hingegen holen die Wiederholungen von ZDF-Produktionen. Den Zuschauerrekord im ersten Monat erzielte „Dresden”. „0,8 Prozent wollten das TV-Spiel sehen”, berichtet Himmler.

Über den Erwartungen liegen mit 0,5 bis 0,6 Prozent auch die Comedy-Programme nach 23 Uhr. „Wir werden uns noch nicht versteigen zu sagen, das läuft und jenes weniger”, erklärt Himmler. In Mainz sei man zwar sehr überrascht über den unerwarteten Zuspruch. Dennoch: „Der neue Kanal braucht seine Zeit, muss wachsen und seine Reichweiten vergrößern”, meint Himmler.