Essen. .

Auf der Immobilienmesse Expo Real präsentierten sich die Ruhrgebietsstädte vergangene Woche noch als einheitliche Metropolregion Ruhr. Hinter den Kulissen aber wird gestritten.

Auf der Immobilienmesse Expo Real präsentierten sich die Ruhrgebietsstädte vergangene Woche noch als einheitliche Metropolregion Ruhr. Hinter den Kulissen aber wird gestritten. Im Wettbewerb um die Milliarden für die „Innovation City“ wettern Bochum, Bottrop, Essen und Mülheim gegen Gelsenkirchen/Herten: Das Städte-Duo soll sich nicht an die Spielregeln gehalten haben.

Alle sechs Städte haben am 6. Oktober ihre Bewerbungen für die Endrunde eingereicht. Am 3. November entscheidet eine Jury unter Vorsitz des Chefs des Wuppertal-Instituts, Manfred Fischedick, wer den Zuschlag erhält und mit Mitteln des Initiativkreises Ruhr, der EU und Energiekonzerne rechnen kann, um ein energieeffizientes Stadtquartier der Zukunft zu entwickeln.

Wettbewerbsverzerrungen?

Gelsenkirchen und Herten aber sprengten formale Vorgaben, wie aus einem Brief der vier konkurrierenden Städte hervorgeht: Statt der geforderten 60 Seiten lieferten die beiden Städte 111 Seiten ab und wählten für die Mappe auch noch eine abweichende Schriftart, so dass gut und gern 200 Seiten dabei herauskommen könnten. Auch die Gliederung des Exposés soll nicht den Vorschriften entsprechen.

Und: Während die Ausschreibung für Innovation City eine Region von 40 000 bis maximal 70 000 Einwohnern vorsah, ging Gelsenkirchen/Herten mit einem Gebiet ins Rennen, in dem 79 000 Menschen wohnen.

In den Abweichungen sehen die Konkurrenten eine Wettbewerbsverzerrung. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir von einem fairen Wettbewerb ausgehen müssen“, heißt es in dem Brandbrief an den Initiativkreis Ruhr – dem Zusammenschluss von Ruhrgebiets-Unternehmen, die Innovation City fördern. Das Schreiben ist von den Planungsdezernenten aus Bochum, Bottrop, Essen und Mülheim unterschrieben.

Ein Sprecher des Initiativkreises sagte, man habe die Kritik zur Kenntnis genommen. Sie werde in den Auswahlprozess einfließen. Der Geschäftsführer der Innovation City GmbH, Markus Palm, erwartet von der Jury eine „transparente, klar begründete Entscheidung: Wir müssen glaubwürdig sein.“ Das Votum müsse dann aber auch akzeptiert werden. Heinz-Dieter Klink (SPD), als Direktor des Regionalverbands Ruhr einziges Jury-Mitglied mit politischem Mandat, erklärte, man könne vielleicht nicht alle Zielvorgaben exakt befolgen. Allerdings: „Wir haben eine Entscheidungs-Matrix, und die zählt.“ Aus einer Stadt kommt indes der Einwand: In einer Ausschreibung der privaten Wirtschaft flöge ein Bewerber, der formale Kriterien ignoriert, sofort aus dem Wettbewerb.

Gelsenkirchen gesteht zu lange Bewerbung

Ein Sprecher der Stadt Gelsenkirchen räumte ein: „Unsere Bewerbung ist zu lang. Den Kollegen ist ein Fehler passiert. Das tut uns leid.“ Der Sprecher verweist darauf, dass das Exposé „viel Weiß“ und viele Grafiken enthalte. Das müsse man beim Seiten-Zählen berücksichtigen.

In einer Stellungnahme rechtfertigen die Stadtchefs Frank Baranowski (Gelsenkirchen) und Uli Paetzel (Herten), dass sie ihre Bewerbungsunterlagen im Gegensatz zu den Mitbewerbern im Internet öffentlich gemacht haben, um „größtmögliche Transparenz“ zu schaffen. Spontan hatte Paetzel am Mittag die zu hohe Einwohnerzahl von 79 000 noch damit erklärt, man könne „eine homogene Struktur nicht künstlich zerschneiden“.