Herten/Gelsenkirchen. .

Im „Central Park“ Erholung finden, auf der Allee des Wandels flanieren oder Rad fahren. Nicht weit entfernt liegt die Halde Scholven, zum Energieberg umfunktioniert.

Und im Zentrum der InnovationCity ruht das alte Bergwerk Westerholt mit seinen angrenzenden Siedlungen, die energetisch wie stadtplanerisch das Maß der Dinge darstellen.

Visionär? Sicherlich. Aber eine Zukunftsmusik, die nicht rein akademisch zu betrachten ist, sondern auf dem aktuellen Stand der Technik fußt. In München, auf der Expo-Real, präsentierten sich die Bürgermeister Dr. Uli Paetzel (SPD, Herten) und Frank Baranowski (SPD, Gelsenkirchen) am Dienstag als dynamisches Duo (die WAZ berichtete). Am Mittwoch stellten beide die Bewerbung im Bueraner Rathaus vor.

„Sechs Monate Arbeit stecken darin“, sagte Baranowski. Ein Team aus über 20 Mitarbeitern habe für beide Städte mit viel Engagement daran gearbeitet. Eine Arbeit sei das, betonten beide Bürgermeister, die selbst im Fall einer Niederlage nicht ohne Auswirkung bleiben wird. „Mit Blick auf die Stadtentwicklung ist alles umsetzbar. Es wird nur nicht so schnell gehen, wenn wir das Geld nicht haben“, so Baranowski.

Sechs Gründe zählten die Stadtoberhäupter auf, warum Herten und Gelsenkirchen am Ende aber doch vorn liegen müsste: Man sei sofort startbereit, weil es einen Masterplan geben würde. Man sprenge (Stadt)Grenzen, weil man wisse, dass die Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur, soziale Schieflagen und die Herausforderungen des Klimaschutzes sich nicht an Stadtgrenzen halten.

Man sei mutiger als andere, weil Herten/Gelsenkirchen u.a. im Jahr 2050 CO2-frei sein und schon in den nächsten zehn Jahren den Ausstoß um 52 Prozent senken wolle.

Man habe Ideen. Beispielsweise solle in Düsseldorf, Berlin und Brüssel dafür gekämpft werden, eine wirtschaftliche Sonderzone zu werden.

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Man sei nicht allein. Es gebe die Unterstützung der Nachbarstädte im nördlichen Ruhrgebiet und die der Menschen.

Man habe bewiesen, dass man es kann: Die Solarstadt Gelsenkirchen und die Wasserstoffstadt Herten würden schon seit vielen Jahren zeigen, dass die Energie eine sonnige und grüne Zukunft habe.

Bleibt die Finanzierung. Von einem Gesamtbedarf in Höhe von 2,072 Milliarden Euro ist die Rede. Gut 515 Millionen Euro sind demnach Fördermittel von Bund, Land und EU; 34,6 Mio. Euro kommunale Eigenmittel, 7 Mio. Euro sollen über eine Stiftung etc. kommen, aber 1,51 Mrd. Euro umfasst der Anteil, der über Wirtschaft und private Investitionen fließen muss.

Eine gewaltige Summe

Diese Zahl allein wirft Fragen auf. Vor allem die: Wer bringt diese gewaltige Summe auf? Uli Paetzel: „Wir gehen davon aus, dass das Geld nicht nur privat investiert wird oder über kleinere und mittlere Unternehmen, die interessiert sind an dem Projekt.“ Vielmehr gehe man in beiden Städten davon aus, dass die im Initiativkreis Ruhr organisierten Großunternehmen bereit seien, massiv in das Projekt des Wettbewerbssiegers InnovationCity Ruhr zu investieren. „Schließlich haben sie das Projekt auch ins Leben gerufen.“