Essen. Neu im Kino: „Die Rumba-Therapie“ erzählt von Busfahrer Tony, der versucht, sich auf unkonventionelle Weise mit seiner Tochter zu versöhnen.
Der Wecker klingelt, die erste Zigarette, dann zum Job und abends Fernsehen. Schulbusfahrer Tony Quentin, in den Fünfzigern, alleinstehend, erlebt und braucht nicht viel. Als er einen Herzinfarkt erleidet, taucht er in die Vergangenheit ab. Er beschließt, seine Tochter zu finden, zu der er nie Kontakt hatte. Dafür geht er unkonventionelle Wege. In der Tragikomödie „Die Rumba-Therapie“ unterzieht ihn der französische Regisseur und Schauspieler Franck Dubosc einer ganz besonderen Behandlung.
Michel Houellebecq als Arzt
Der Filmemacher selbst spielt die Rolle des einsamen Wolfes, was gut gelingt: Tony ist ein eher schlichtes Gemüt, Tätowierungen, Jeans, Cowboystiefel, ein Alt-Macho, Marke großer Schweiger. Morgens bringt er den Kindern im Schulbus mit unkonventionellen Methoden ein bisschen Englisch bei – abends sitzt er allein zuhause. Als er krank wird, besinnt er sich aufs Wesentliche. Seine Ex hat er seinerzeit im Stich gelassen, jetzt stöbert er mit ihrer Hilfe seine Tochter auf. Die junge Maria (Louna Espinosa) arbeitet als Tanzlehrerin in Paris.
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Es dauert ein wenig, bis die titelgebende Rumba in Fahrt kommt; doch dann lässt Franck Dubosc ganz wacker seine Hüften kreisen. Helfen muss Nachbarin Fanny (Marie-Philomène Nga), mit der Seite an Seite auf der Couch ein launiges Spiel mit Vorurteilen gelingt; geht Monsieur doch davon aus, dass sie als schwarze Frau den Rhythmus im Blut haben muss. Aber Fanny, Lehrerin für französische Geschichte, kann auch nicht besonders gut tanzen. Trotzdem wurschteln sich die beiden mit ihrer „Kongolesischen Rumba“ bis in den erlesenen Kreis durch, den Tonys Tochter unterrichtet. Aber Tony muss noch viel lernen. Und seine Tochter soll nicht wissen, wer er in Wahrheit ist.
Betörende südamerikanische Rhythmen
All das hat Schwung und kommt mit betörenden südamerikanischen Rhythmen daher, bis der Film etwa nach der Hälfte der Zeit die Richtung wechselt. Dann wird aus dem Tanzfilm à la „Dirty Dancing“ (nur eben andersherum) ein Vater-Tochter-Drama, das etwas gemächlich davon erzählt, dass wir allein nichts sind und dass für jeden der Punkt kommt, an dem er den anderen braucht.
Richtig tanzbar ist das nicht. Und so sind es am Ende vor allem die guten Figuren, die in der mauen Geschichte haften bleiben, Marie-Philomène Nga (als Fanny), Jean-Pierre Darroussin (Tonys Kollege Gilles) und allen voran ein außerordentlich vergnüglicher Michel Houellebecq als Tonys Arzt Dr. Mory. Hierfür volle Punktzahl in der B-Note.