Essen. Neu im Kino: Der Animationsfilm „Elemental“ erzählt eine Abenteuergeschichte, die sich an kleine Menschen richtet, aber auch Großen Spaß macht.
Beziehungen können verflammt kompliziert sein. Und diese ist wie Feuer und Wasser. Seit Wade mit den blassblauen Blubberbacken beim funkensprühenden Mädchen Ember durch die Rohre in den Keller des Ladenlokals ihrer Familie geflossen ist, ist es um die beiden geschehen. Doch schon eine Berührung scheint unmöglich – selbst in Element City, in der die Feuer-, Wasser-, Erd- und Luftbewohner friedlich miteinander leben. Romeo und Julia sind nichts dagegen.
Gemüt und Temperament
Wie der gemütliche Wasserjunge und das temperamentvolle Feuermädchen es schaffen, sich nicht gegenseitig auszulöschen und obendrein einen Stadtteil retten, hat Regisseur Peter Sohn („Teilweise wolkig“, „Arlo und Spot“) in seinem neuen Animationsabenteuerfilm „Elemental“ derart fantasievoll und ideenreich zusammengefasst, dass sich auch ins Kino mitgebrachte Erwachsene amüsieren dürften. Wobei sich das neue Werk der Pixar-Schmiede doch in erster Linie an kleine Menschen richtet.
In die Geschichte ließ Peter Sohn als Kind koreanischer Einwohner persönliche Erfahrungen einfließen. Der Spielort, die Stadt der vier Elemente, ist dem Schmelztiegel New York nachempfunden und erinnert an das Trickfilmreich „Zoomania“, in dem Raub- und Beutetiere zusammenleben. Und so ist das, was Erwachsenenaugen sehen, nicht neu und reicht in Sachen Spannung nicht an den Film des Schwesternstudios Disney Animation von 2016 heran. Einige Handlungsfäden werden sogar ziemlich gnadenlos – naja: abgefackelt.
Knollige Baumhäuser und wandelnde Wiesen
Dafür ist „Elemental“ optisch geradezu betörend schön. Ein Ozean wie Samt und Seide umgibt Element City, dessen Viertel von seinen Bewohnern geprägt sind. Eine Metropole der Gegensätze. Da sind die reich bewachsenen knolligen Baumhäuser, in denen die Lebewesen der Erde wohnen, knorrige Kerle, wandelnde Wiesen und Stämme, denen Blümchen unter den Achseln wachsen. Im Kino läuft „Holz und Vorurteil“. Und an Straßenständen werden Holzdogs verkauft. Die Lebewesen der Luft wehen als Wattewolken durch die Straßen und fürchten die Ventilatoren.
Im Viertel des Wassers, eindeutig Upper Class, gibt es sprudelnde Türme, Brunnen und Wasserrutschen in pastelligen Farben. Zuletzt ist der Feuerstadtteil mit seinen gusseisernen Bauten und glühenden Kesseln entstanden. Hier haben sich Brandulf und Glute Lumen, ausgewandert aus dem fernen Feuerland, ein neues Leben aufgebaut. „Elemental“ erzählt von ihrem Geschäft, das ihnen so wichtig ist; in der „Feuerstelle“ gehören Wunderkerzen ebenso zum Angebot wie handgeschmorte Holzkekse.
Bitterliche Heulattacken
Aber vor allem erzählt er von der kessen Tochter Ember (deutsche Stimme: Emilia Schüle), die lernen muss, ihre unbändige Wut zu zügeln, durch die sie regelmäßig für Feuersbrünste sorgt. Es geht um den gefühligen Wade (gesprochen von Jannis Niewöhner), seinen Mut, seine Freundschaft – und seine bitterlichen Heulattacken. Und darum, dass man seine Träume leben sollte und dass fast alles möglich ist, wenn man nur fest genug daran glaubt.
Es darf also in reichlich Bildern und Botschaften geschwelgt werden und dazu ordentlich gegroovt: Tonkünstler Thomas Newman hat einen genialen Soundtrack aus fetten Beats und ruhigen Tönen geschaffen. Und so gehen auch ältere Semester beschwingt nach Hause. Ende glut, alles glut. Hat schon immer funktioniert.