Neu im Kino: Die Geschichte eines Weltkonzerns, spannender Polit-Thrill aus Ägypten und eine fiktive, recht überflüssige Doku mit Olaf Schubert.
„Air – Der große Wurf“
Sonny Vaccaro ist Verkaufsleiter der Schuhmarke Nike. Die Geschäfte gehen mäßig, vor allem auf dem lukrativen Basketballmarkt liegen die Konkurrenzfirmen Adidas und Converse uneinholbar vorn. Dann hat Vaccaro eine zündende Idee – er will das aufstrebende Supertalent Michael Jordan an Nike binden. Dafür benötigt er ein Budget in Höhe einer Viertelmillion Dollar. Außerdem soll als Lockstoff ein neuer Schuh eigens für Jordan entwickelt werden. Das Management ist nicht überzeugt, trotzdem fädelt Vaccaro den Deal ein.
Eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1983 liegt hier zugrunde, in deren Folge Nike zum Weltkonzern und Michael Jordan zum NBA-Superstar und Multimillionär aufstieg. Ben Affleck inszeniert das straff als Erfolgsstory in historischem Look mit extrem überzeugend ausgestalteten Garderoben und Frisuren im Look der 80er Jahre und erweist sich einmal mehr als superber Erzähler und Schauspielerregisseur.
Matt Damon, mittlerweile ganz schön speckig um die Hüfte, gibt eine feine Darbietung als Vaccaro zwischen Enthusiasmus und Verzweiflung, glänzend flankiert von Ben Affleck und Jason Bateman als Nike-Manager sowie der immer großartigen Viola Davis als Jordans Mutter und Verhandlungsführerin.
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Man darf darüber staunen, was für ein unterhaltsamer, extrem gut gemachter Film daraus wurde. Man darf auch darüber staunen, wie ungebremst hier die Gier nach immer mehr Geld gefeiert wird. Es ist eben auch ein sehr amerikanischer Film.
„Die Kairo-Verschwörung“
Adam, der Sohn eines armen Fischers, erhält gegen alle Chancen ein Stipendium für die Azhar-Universität in Kairo. Hier, im spirituellen islamischen Zentrum Ägyptens, entfesselt sich nach dem plötzlichen Tod des Großimams ein verbissener Machtkampf ums neue Oberhaupt. Adam gerät in eine gefährliche Lage, als ihn ein Mann vom Geheimdienst einspannt, um Azhar-Gruppierungen gegeneinander auszuspielen.
Ein lupenreiner Politthriller aus ungewohnter, eben innerislamischer Perspektive. Der in Schweden beheimatete Regisseur Tarik Saleh setzt auf den Kitzel einer Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft und erwirkt dabei eine dichte Atmosphäre, die durchaus mit jener im Roman „Der Name der Rose“ vergleichbar ist.
Im Klima einer sich stetig verdichtenden Gefahrenlage sind die Hauptrollen mit Tawfeek Barhom und dem auch international renommierten Fares Fares charismatisch besetzt. Eine reizvolle Variante im zuletzt etwas eindimensionalen Spannungskino.
„Olaf Jagger“
Auf dem Dachboden seines Elternhauses in Dresden macht Olaf Schubert eine Entdeckung. Fotografien zeigen seine verstorbene Mutter beim ersten Deutschlandkonzert der Rolling Stones in Münster, ein junger blonder Feger. Am 11. September 1965 war das, in der tiefsten Zeit der DDR, und je mehr Schubert forscht, desto schräger wird das Ganze: Mutti durfte offenbar nicht nur ausreisen – sie hatte ein Verhältnis mit Mick Jagger. Und rein rechnerisch könnte der Rockstar sein Vater sein. Schubert macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Der Beginn des fiktiven Dokumentarfilms „Olaf Jagger“, den Regisseurin Heike Fink mit dem TV-bekannten Comedian in Szene setzte. Und so hat man das zweifelhafte Vergnügen, den lustvoll sächselnden Rhomben-Pulli-Träger in einem 90-minütigen Spielfilm zu erleben. Dass sich der trotz kurzer Dauer erheblich zieht, hat aber weniger mit Schubert zu tun, der die Sache bis zum Ende konsequent durchhält, als mit der völlig haarsträubenden Geschichte, bei der man sich von der ersten Minute an fragt: Wer will so etwas sehen? Und warum?
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Schubert, 1966 in Dresden geboren, begibt sich jedenfalls auf Zeitreise. Er stattet Toni Krahl der Ost-Band City einen Besuch ab („Mensch, meine Mutter war im Westen und ich hab nüscht davon gewusst“), spricht mit Hartmut König, ab 1976 Sekretär des Zentralrates der FDJ.
Er trifft sich mit zwei Frauen, die damals in der Halle Münsterland Backstage waren, fährt zum Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet nach Dortmund, wo es einen Riesenfundus Bilder von dem legendären Konzert gibt. Er hört alte Radiosendungen, stößt auf Muttis Stasi-Akte, befragt ihre beste Freundin, einen Psychologen und eine Familienrichterin wegen möglicher Erbansprüche. Und er versucht, Kontakt zu Mick Jagger zu knüpfen.
Heike Fink ließ Olaf Schubert gewähren, der in den Gesprächssituationen munter improvisieren durfte – zwischendurch kann man ihn obendrein als Musiker erleben. Insgesamt höchstens ein Film für Schubert-Fans, ansonsten überflüssig.