Neu im Kino: Sterbehilfe mit Sophie Marceau, unheimliche Kinder aus Skandinavien und Action aus Berlin.

„Alles ist gut gegangen“

Kunstsammler André Bernheim ist nach einem Schlaganfall schwer beeinträchtigt. Er bittet seine ältere Tochter Emmanuèle (Sophie Marceau) um Sterbehilfe. Als André (André Dussolier) auch nach signifikanter Besserung seines Zustands an diesem Plan festhält, macht sich Emmanuèle zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Pascale (Geraldine Pailhas) daran, den Wunsch des Vaters zu erfüllen. Da Sterbehilfe in Frankreich unter Strafe steht, wird ein Institut in der Schweiz kontaktiert.

Starregisseur Francois Ozon („8 Frauen“, „Swimming Pool“) griff für seine jüngste Regiearbeit auf eine autobiografische Buchvorlage zurück und inszeniert ein Melodram, in dem es ebenso um Alter, Krankheit und Sterben geht wie um Liebe, Zugewandtheit und Treue, auch unter Umgehung von Recht und Gesetz. Damit begibt sich Ozon ins Kielwasser der Tabubrüche im dekadenten Skandalfilm der 70er-Jahre und treibt mit gestalterischer Eleganz und superber Schauspielerführung die Emotionen des Publikums in eine zumindest diskussionswürdige Richtung. Die schauspielerischen Leistungen der hinreißend kontrollierten Sophie Marceau und André Dussoliers als halbseitig gelähmter Lebemann verdienen höchsten Respekt. Dass der Film Sterbehilfe ungeniert zum Privileg der Reichen stilisiert, wirft ein bezeichnendes Schlaglicht.

„The Innocents“

Die kleine Ida lebt mit ihrer autistischen älteren Schwester Anna in einer Hochhaussiedlung am Rande der Stadt. Die Sommerferien haben begonnen, fast alle sind in die Ferien gefahren. Im nahen Wald trifft Ida auf Ben, der etwas älter als sie ist und über seltsame Fähigkeiten verfügt – er kann mit seinen Gedanken Dinge bewegen und Einfluss auf Menschen nehmen. Auch die kleine Aisha, die eines Tages dazukommt, hat eine besondere Gabe; sie kann Gedanken lesen und auf diese Weise auch kommunizieren. Aisha findet heraus, dass auch Anna telepathisch begabt ist und dass in Ben eine böse Ader schlummert.

Mit seiner zweiten Regiearbeit legt der Norweger Eskil Vogt (sein Drehbuch zu „Der schlimmste Mensch der Welt“ war für den Oscar nominiert) einen Schocker vor, der die Grausamkeit von Kindern als ein beunruhigendes Paralleluniversum zur Erwachsenenwelt ausgestaltet. Als Vorbilder dienen ihm dazu „Das Dorf der Verdammten“, David Cronenbergs „Scanners“ und das lyrische Vampirdrama „So finster die Nacht“, mit dem der skandinavische Gruselfilm die Weichen für den amerikanischen Arthouse-Horror stellte.

Der Nervenkitzel fußt lange auf der Angst, was passieren könnte, wenn die Kinder ihre Kräfte ausnutzen würden. Wenn es dann fies wird, geschieht das ohne Hysterie und Effekthascherei. Und das ist nichts für zarte Nerven.

„The Contractor“

Chris Pine in „The Contractor“.
Chris Pine in „The Contractor“. © picture alliance | ©Paramount/Courtesy Everett Collection

in Soldat der US-Luftlandetruppen wird nach schwerer Verwundung vorzeitig aus dem Dienst entlassen und damit seiner Rente beraubt. Er heuert bei einem Privatunternehmen als Agent an. Gleich der erste Auftrag in Berlin läuft furchtbar schief. Nun steckt der Held zwischen allen Fronten, was in diesem drittklassigen Actionfilm sowohl Hauptdarsteller Chris Pine (bekannt als junger Captain Kirk aus den „Star-Trek“-Filmen) als auch Drehbuch und Regie (Tarik Saleh) vor unlösbare Aufgaben stellt. Die selbsternannte Big City Berlin ist kein attraktiver Drehort für international finanziertes Actiongetöse. Ballern im Stil der 80er und Psychotiefgang gemäß den 70ern, das passt in diesem Film des Jahres 2022 nicht zusammen.