Essen. “Manta, Manta – Zwoter Teil“ startet: Der Film mit und von Til Schweiger verhebt sich daran, den 90er-Jahre-Mythos in die Gegenwart zu ziehen.
- "Manta, Manta – Zwoter Teil" startet am 30. März in den Kinos
- Der erste Teil von "Manta, Manta" im Jahr 1991 bescherte Til Schweiger den ersten Kinohit seiner Karriere.
- Warum "Manta, Manta - Zwoter Teil" bedrohlich aus der Zeit gefallen wirkt. Eine Filmkritik.
Nostalgie ist ein schönes Gefühl, gespeist aus der Illusion, früher sei alles besser gewesen. Was so natürlich nicht stimmt, denn früher war längst nicht alles besser, aber vieles war gut. 1991 war Wolfgang Bülds „Manta, Manta“ ein Ruhrgebiets-Actioner, der seinem Hauptdarsteller Til Schweiger den ersten Kinohit seiner Karriere bescherte.
Auch die Co-Akteure Tina Ruland und Michael Kessler wurden in der Folge zu beliebten Gesichtern in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft. Der Film wurde Kult, weil er Mythen beschwor – dass Autos richtig viel Benzin verbrauchen sollten und für eine straff sitzende Frisur eine volle Dose Haarspray oder eine Handvoll Glitschgel zur Standardausstattung gehören. Wie das so ist, wenn der Blick ohne Zorn zurückschweift.
Drei Jahrzehnte später nun kommt es zur Nagelprobe, ob ein Mythos einfach mal so aus dem Einst ins Jetzt gezerrt werden sollte. Klar, es gab letztes Jahr „Top Gun: Maverick“ im Kino, in dem Tom Cruise seine Heldenrolle als Jetpilot nach 1986 wieder aufleben ließ. Aber wenn ein Flugzeug im Gegenlicht der amerikanischen Wüstensonne aufsteigt, dann ist das eben Kino. Und wenn Tom Cruise auf dem Motorrad nebenher fährt, ist es nicht sinnvoll, die Wirkung eines solchen Bildes in Frage zu stellen.
Darum geht es in "Manta, Manta - Zwoter Teil"
Man kann aber auch ein paar Wirkungsgrade tiefer ansetzen. Und so sehen wir Til Schweiger in seiner frühen Erfolgsrolle als Bertie, der auf einem klapprigen Fahrrad eine Landstraße irgendwo zwischen Bottrop und Wuppertal entlangkurbelt. Er ist auf dem Weg zur MPU (Medizinisch-Psychologischen Untersuchung), um sich seinen Führerschein zurückzuverdienen. Was dank einiger Drehbuchfinten auch gelingt.
Bertie hat sich auch in fortschreitenden Jahren die Freude an PS und Tuning bewahrt. Zusammen mit seiner Tochter Mücke (Luna Schweiger) und Kumpel Klausi (Michael Kessler) betreibt er eine Autowerkstatt und eine Kart-Bahn. Alles ist schwer verschuldet und schon droht die Pfändung. Es sei denn, Bertie gewinnt beim Classics-Rennen in vier Wochen den ersten Preis. Dann wäre er aus allem raus. Da taucht seine Ex-Flamme Uschi (Tina Ruland) und bittet Bertie, den gemeinsamen, zwischenzeitlich arg verzogenen Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) unter die väterlichen Fittiche zu nehmen.
Til Schweigers langgehegtes Wunschprojekt: "Manta, Manta 2"
„Der Film, auf den die Nation über 30 Jahre gewartet hat!“, posaunt es prahlerisch auf dem Plakat des Films, den Til Schweiger im Vorfeld als langgehegtes Wunschprojekt propagierte. Eine Herzensangelegenheit scheint es in der Tat gewesen zu sein, denn Schweiger spielt unter eigener Regie die Hauptrolle, hat koproduziert, das Drehbuch verfasst und am Schnitt mitgewirkt. Okay, im Vorspann tauchen sechs weitere Drehbuchautoren auf und im Nachspann noch mal drei weitere am Drehbuch mitgewirkt Habende; was man nicht alles tut für Produktoptimierung.
Neue Manta-Witze verspricht der Film, es gibt alle Hauptdarsteller aus dem ersten und etliche neue Gaststars, u.a. Axel Stein als Streifenpolizist Hauke, Moritz Bleibtreu als Uschis neureicher neuer Lover, Wotan Wilke Möhring als Mann von der Bank und dazu Tuning-Ikone Jean Pierre „JP“ Kraemer, Joko Winterscheidt und – als er selbst – Lukas Podolski.
Til Schweiger offensiv verknittert und mit Sonnenbrillen in Schweißerschwarz
Entstand der erste Film noch ganz im Sinne des Produzenten Bernd Eichinger als Literaturverfilmung, frei basierend auf den damals beliebten Manta-Witzen, ist der neue Film grundiert mit Kultversprechen und jeder Menge Product Placement. Schweiger gibt sich offensiv verknittert, trägt Sonnengläser in Schweißerbrillenschwarz, zelebriert mit Zahnstocher, Kaugummi und Kippen das, was er unter Proletencharme „Made in Ruhrgebiet“ versteht und wirkt bedrohlich aus der Zeit gefallen. So wie die Frisur von Klausi. So wie Manta-Witze. So wie der ganze Film.