Essen. Im Kino: Die schauprächtige Verfilmung des Rollenspiels „Dungeons & Dragons“, ein atmosphärischer „Maigret“ und ein frischer Blick auf „Sisi“.

Ab ins Kino! Neue Filme locken vor die große Leinwand. So erleben wir bei „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ endlich wieder ein gutes Fantasy-Abenteuer. Und Fans der Mai­gret-Krimis kommen ebenso auf ihre Kosten wie Menschen, die Gefallen an den Sisi-Filmen haben.

„Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“

Vier ungleiche Gefährten – Dieb und Diebin, Zauberer und Druidin – begeben sich auf die Suche nach mystischen Kunstwerken. Die benötigt man, um einem Betrüger ergaunerte Reichtümer abzuluchsen. Dazu gilt es einer Magierin, die dunkelste Ziele verfolgt, das Handwerk zu legen. Und außerdem muss jeder der vier für sich herausfinden, worauf es für ihn und sie im Leben wirklich ankommt. In allen Punkten gilt: Leichter gesagt als getan.

Es ist ein erfreulich komplexes und unbekümmert diverses Figurenkabinett, das sich durch die schön gefährlichen Gegenden der vergessenen Reiche seinen Weg bahnen muss. In allen schlummert das Bedürfnis nach Freundschaft und Liebe, in einigen deutlich mehr die Gier nach Macht und Reichtum. Die Folge ist eine märchenhafte Gemengelage klassischen Zuschnitts. Die literarische Vorlage lieferten hier die Fantasy-Derivate des 1974 erstmalig aufgelegten Rollenspiels „Dungeons & Dragons“, für das der Spielekonzern Hasbro die Vermarktungslizenz übernahm. Für die zweite Kinoadaption investierte man nun ein Produktionsbudget von 140 Millionen Dollar, was für die visuelle Effektgestaltung sichtbar Spielräume eröffnete. Der Film sieht fantastisch und – wichtiger noch – fantasievoll aus.

Zum Witz gesellt sich ein erstaunliches Maß an Könnerschaft in Sachen Selbstironie bei Erzählung und Darstellung. Dabei gelingt es, die Klischees des Genres mit einem Zwinkern zu quittieren, ohne dabei den Kitzel von Gefahr und Abenteuer zu verraten. Wie aber buchstäblich alle im Ensemble (u.a. Chris Pine, Michelle Rodriguez, Hugh Grant und Daisy Head) ihren Part so ausgestalten, dass man über jeden Auftritt vor Begeisterung in die Hände klatschen möchte, ist ein echter Glücksfall!

„Maigret“

In der Vorstadt wird die Leiche einer schönen, jungen Frau gefunden. Mehrere Messerstiche und ein gebrochenes Genick bezeugen ein Gewaltverbrechen. Das Opfer ist auffallend gut gekleidet, aber es fehlen jegliche Hinweise zur Identifizierung. Kommissar Maigret, der sich gerade das Rauchen abgewöhnen muss, geht den Fall mit routinierter Beharrlichkeit an.

In der Ausgestaltung von Gerard Depardieu erlebt Georges Simenons Kultkommissar eine granitartige Präsenz im Zeichen chronischer Luftknappheit und furchteinflößenden Leibesumfangs. Da Maigret nie als Action angelegt war, entwarf Regisseur Patrice Leconte (er verfilmte bereits 1989 mit „Die Verlobung des Monsieur Hire“ eine Simenon-Vorlage) einen bewusst knapp ausgeleuchteten visuellen Kosmos, in dem Depardieu fast nur als Silhouette erscheint und vor allem seine Augen die jeweiligen Gefühlslagen spiegeln. Auf die Frage, mit welchen Mitteln er Leuten Geständnisse entlocke, antwortet er einmal: Mit gar keinen, ich höre ihnen einfach nur zu.

Solche Reduktion mag im heutigen Kino unterdimensioniert erscheinen, was allerdings auch für die Anlage des Falls (ein Roman von 1954) und seine Auflösung gilt. Es ist die Atmosphäre, die diesen Film vorantreibt; es hätte sogar gut etwas von jener verbissenen Härte geben dürfen, mit der die vier Mai­gret-Krimis mit Rowan Atkinson überzeugten. Aber im Kreis der Filme nach Simenons Büchern ist dies schon einer, der das Schauen lohnt.

„Sisi & Ich“

Gräfin Irma Sztáray wird auf Empfehlung ihrer Mutter und nach strenger Prüfung 1894 zur neuen Hofdame von Kaiserin Elisabeth (Susanne Wolff) bestimmt. Sie wird nach Korfu entsandt, wo Elisabeth sich mit einigen wenigen Damen und dem Grafen Albert Berzeviczy (Stefan Kurth) als Kammerherrn in einem Chalet eingerichtet hat. Irma (Sandra Hüller) ist vom Charme und dem sprunghaften Wesen der Kaiserin fasziniert und sinkt immer tiefer in deren manipulative Gefühlswelt.

Nach Marie Kreutzers „Corsage“ mit Vicky Krieps als Kaiserin legt nun Frauke Finsterwalder (zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Christian Kracht) einen weiteren vorgeblich feministisch gefärbten Blick auf Elisabeth vor. Dabei hält sich ihr Film recht eng an Schrullen und Moden des späten 19. Jahrhunderts.

Im Gegenzug weidet sie sich daran, Kaiser Franz Joseph als Jammerlappen zu demontieren. Atmosphäre und Schauwerte sind knapp gehalten, dafür gibt es Popsongs. Die Riege der Darstellenden setzt intensive Akzente, wobei Georg Friedrich als Prinz Viktor allen die Schau stiehlt. Wer die gewollten Stilbrüche in „Corsage“ oder in Sophia Coppolas „Marie Antoinette“ mochte, ist hier richtig. Alle anderen seien gewarnt.