Essen. Sopranistin Diana Damrau besang in Essen die Weihnacht. Sogar für seichteres Liedgut war sich die Koloraturkönigin nicht zu schade.

Wer schon immer mal gemeinsam mit Diana Damrau singen wollte, der hatte jetzt die Gelegenheit seines Lebens. Dabei bedurfte es keineswegs der stimmlichen Qualitäten einer Donizetti-Primadonna. Die sympathische Star­sopranistin feierte in der Essener Philharmonie Weihnachten mit ihren zahlreichen Fans und animierte im Zugabenteil sogar zum Rudelsingen von A wie „Alle Jahre wieder“ bis Z wie „Tochter Zion“. So richtig laut ließ sich das Publikum indes nicht aus der Reserve locken, schließlich war man ja für die große Mozart- und Strauss-Sängerin gekommen.

Diana Damrau entzündet in Essen „Licht im Herzen“

Die Koloraturkönigin wollte freilich kein stimmakrobatisches Feuerwerk entzünden, sondern „Licht im Herzen“ – mit Musik als Balsam für die Seele. Man sah ihr beim Singen das Glück an und hörte es nicht nur in Mozarts „Laudate Dominum“: aus feinsten Legatofäden gesponnen und von Innigkeit erfüllt. Neben Weihnachts-Medleys (pfiffig arrangiert von Richard Whilds) mit Schellen und Glockenspiel verschmähte sie auch Operettenkönig Robert Stolz („Christrose“) nicht.

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Und wenn sie in Händel-Arien oder Bachs Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ doch dem reich ausgezierten Melos begegnete, dann strömten die weitgezirkelten Melismen als funkelnde Perlenketten nur so schwerelos und natürlich aus ihr heraus. Den vorweihnachtlichen Stress des Last-Minute Christmas-Shoppings mochte man da getrost vergessen. Musikalisch getragen wurde Diana Damrau, die das Publikum auch optisch – mal in Rot, mal in glitzerndem Schwarz oder engelsgleichem Hellblau – mit wechselnden Edelroben erfreute, von der NDR Radiophilharmonie.

Unterstützung für Damrau: ein modernes Orchester

Dirigent Gianluca Capuano am Pult gab sich als zeitgemäßer Barockinterpret zu erkennen, der das moderne Orchester als Alternative zum historisch orientierten Spezialensemble sieht und nicht nur Corellis einschlägiges Concerto grosso „Fatto per la notte di natale“ durchsichtig und abgestuft zwischen vehementem Allegro und kantablen Bögen austarierte. Adams „Cantique de Noël“ und der wagnerwabernde Humperdinck boten daneben Weihnacht in romantischem Schwelgen.

Und für die unabdingbare, festliche Trompetenmusik sorgte Matthias Höfs in einer technischen Perfektion, die Diana Damrau ebenbürtig war. Die barocken Trillerlocken glänzten wie Brillanten, der helle Clarin-Ton verströmte sogar Holzbläserwärme. Was soll man mehr als Geschenk erwarten?