Essen. Im Aalto-Theater wagen sich klassische Musiker im Format „Jazz im Aalto“ in andere Gefilde. Selbstüberschätzung oder tiefgründiges Musikerlebnis?

„Wir haben ja früher alle mal gejazzt.“ Klassisch ausgebildete Musiker sagen das gerne. Aber wenn sie dann mal „jazzen“, wird schnell klar, dass sie da ein bisschen geflunkert haben. Oder aber tatsächlich glauben, dass ein paar schlampig geswingte Achtel automatisch Jazz sind. Bei „Jazz im Aalto“ ist das anders.

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Ensemblemitglieder und geladene Musikergäste streifen am Montagabend im Foyer des Theaters das eng geschnürte Klassikkorsett ab. Sie legen sich ganz und gar hinein in die Freiheit, die ihnen die Musik bietet. Das fängt schon beim Ambiente an. Im Foyer, nicht im großen Saal, spielt es sich viel familiärer. Ein paar Bistrotische für die gut 100 Zuhörer, zwei, drei Tannenbäume auf der kleinen Bühne: fertig. „Jazzclub-Atmosphäre“ möchte man sagen, wenn der Begriff nur nicht so ausgelutscht wäre.

„Jazz im Aalto“ in Essen: Nur die Musik zählt

Überhaupt, der Stil: Die Musiker haben keine billigen Gesten nötig, um auch dem letzten Klassik-Puristen im Publikum klarzumachen, dass das auf der Bühne heute Jazz ist. Keine überkandidelten Klamotten. Keine bedeutungsschwangeren Monologe vor jeder Nummer. Kein demonstratives Geschnipse auf zwei und vier. Nur ehrliche, handgemachte Musik von Menschen, die über den Rand des Orchestergrabens hinausgeschaut haben. Und sie haben nicht nur geschaut, sie haben gehört, gelernt – und geübt.

Tief in der Musik versunken: (Helden-)Tenor und Gitarrist Jeffrey Dowd mit Pianist Pascal Schweren.
Tief in der Musik versunken: (Helden-)Tenor und Gitarrist Jeffrey Dowd mit Pianist Pascal Schweren. © FFS | Jonas Schlömer

Egal, bei welchem Künstler man genauer hinlauscht, es ist immer eine tief empfundene Leidenschaft für den Jazz, die man entdeckt. Zum Beispiel bei Jeffrey Dowd, eigentlich gestandener Heldentenor. Dowd spielt aber auch Gitarre, und zwar nicht wie ein Opernsänger, der sich zwischendurch mal kurz die Klampfe schnappt und ein bisschen daddelt. Sondern wie einer, der dem Jazz auf den Grund gehen will. Der ganz genau weiß, was er da spielt. Und der ganz genau fühlt, was er spielen will. „Die Vorstellung ist der Schlüssel“, pflegt der Jazzprofessor und begnadete Musikvermittler Tom van der Geld zu sagen. Hören, was man spielt, bevor man es spielt. Beispiel gefällig? Besuchen Sie mal „Jazz im Aalto“.

>> DER NÄCHSTE TERMIN

  • „Jazz im Aalto“ ist ein beliebtes Format beim Essener Theaterpublikum.
  • Wer Karten unter theater-essen.de kaufen möchte, muss schnell sein.
  • Als Nächstes steht der „Summer Jazz“ an. Am Dienstag, 21. Juni 2023, laden die Aalto-Jazzer um 20 Uhr ins Foyer des Theaters, Opernplatz 10, ein.
  • Die Karten kosten 16 Euro. Tickettelefon: 0201 / 81 22 20 0.