An Rhein und Ruhr. Spiel mir das Lied vom Tod - und 500 weitere Film: Ennio Morricone hat viele Filmmelodien geschaffen. Ein neuer Film würdigt nun den Komponisten.
Über 500 Filmmelodien in gut 50 Jahren: Wer den Klängen von Ennio Morricone lauscht, folgt dem Soundtrack der halben Filmgeschichte seit 1965. Der Breitwand-Komponist wird jetzt in einer ebenfalls eher breiten als tiefen filmischen Autobiografie gewürdigt. Aber – wenig überraschend: die Musik ist gut.
Tiefere Einsichten gelingen dem Regisseur und langjährigen Morricone-Freund Giuseppe Tornatore dabei selten, aber der Film führt dem Zuhörer vor Ohren, was der Mann aus Rom alles mit seinen Klängen unterlegt hat.
Zwischen Bücherstapeln und Notenblättern
Anfangs sehen wir ihn in seinen letzten Lebensjahren, den Körper mit Bodengymnastik in Bewegung haltend, zwischen Bücherstapeln und Notenblättern in seinem Lebens- und Arbeitszimmer, wie er Noten scheinbar aus dem Handgelenk zaubert und zu Papier bringt. Spürbar wird die Triebfeder, die Morricone zu seinem ungeheuren Arbeitspensum motivierte. Der Vater, ein Trompeter, wollte ihn früh auf der Bühne sehen, damit er zum Familieneinkommen beiträgt. Aus so genannten kleinen Verhältnissen kommt er ans Konservatorium.
Es füttert sein Unterlegenheitsgefühl, dass seine Lehrmeister dort über Filmmusik die Nase rümpfen. Eine zweitklassige Beschäftigung für Komponisten, Gebrauchsmusik, nicht mehr. Morricone hat Zeit seines Lebens um Anerkennung für seine Arbeit gerungen, die mit experimenteller Musik begann. Rührend auch, dass er über Jahrzehnte, als sein Vater gesundheitsbedingt nicht mehr Trompete spielte, dieses Instrument verbannte und erst wieder nach dem Tod des Vaters nutzte.
Filmmusik-Oscar für „The Hateful Eight“
Der Oscar für sein Lebenswerk 2007 war eher Trost dafür, dass er mit unsterblichen Melodien für Filme wie „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Cinema Paradiso“, „Mission“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Der Clan der Sizilianer,“ „Lolita“, „The Untouchables“ und ein halbes Dutzend Bibelfilme keine Trophäe erhielt. Einen „echten“ Oscar für Filmmusik bekam er erst 2018 für „The Hateful Eight“.
Deutlich wird, dass Morricone mit Umgebungsgeräuschen von Zügen, Eulen, Glocken oder Peitschen arbeitete. Sergio Leone ließ ihn erst zum Skript seiner Filme die Musik komponieren, ehe er mit den Dreharbeiten begann. Morricone arbeitete mit Zwölftonmusik, geschult an Stockhausen und Cage, und Industrieklängen und schuf so ein kompositorisches Werk, das nicht nur Umfang, sondern auch Gewicht hat und auch ohne Bilder im Konzertsaal bestehen kann.
Zweieinhalbstündige Filmbiografie voller Lobhudeleien
Die zweieinhalbstündige Filmbiografie indes bleibt Handwerk. Die Interviews mit Kollegen und Zeitgenossen sind bestenfalls Lobhudeleien. Was Springsteen mit Morricone verbindet (außer, dass er gelegentlich zu dessen Melodie auf die Bühne ging), bleibt schleierhaft.