Essen. Der Klimawandel zwingt zur Umkehr: Claus Leggewies und Harald Welzers Buch "Das Ende der Welt, wie wir sie kannten" ruft auf, an der Gestaltung einer besseren Welt mitzuwirken

Claus Leggewie / Harald Welzer. Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. (c) S. Fischer Verlag
Claus Leggewie / Harald Welzer. Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. (c) S. Fischer Verlag

Erleben wir die Geburtsstunde einer neuen sozialen Bewegung? Den zarten Beginn einer Kulturrevolution? Angetrieben von bewussten Konsumenten, von mutigen Politikern und Wissenschaftlern, von innovativen Technikern, die ein Ziel eint, nämlich die drohende Klimakatastrophe abzuwenden?

Wem das zu ehrgeizig ist, der kann das neue Buch des Politikwissenschaftlers Claus Leggewie und des Sozialpsychologen Harald Welzer aber durchaus als eindringlichen und fundierten Appell an jeden aufgeklärten Bürger verstehen, sich einzumischen und aktiv mitzuwirken an einem Wandel zum Besseren, am Ende: zur Rettung der Welt.

„Das Ende der Welt, wie wir sie kannten”, ist der Titel des Buches (Fischer-Verlag, 19,95 €), das die beiden Autoren im Essener Grillo Theater vorstellten. Die Überschrift bezieht sich auf einen Song der Band R.E.M.: „It's the end of the world as we know it.” Und zunächst hat es den Anschein, als würden uns die Professoren ein neues Lied der Apokalypse singen: Wir haben frivol über unsere Verhältnisse gelebt; es kann nicht mehr so weitergehen. Die kurze Spanne bis 2020, nur „zwei Sommerolympiaden weiter – entscheidet über die Lebensverhältnisse künftiger Generationen”. Wenn wir etwas unternehmen, wird es vielleicht nur eine radikale Umkehr, einen Kulturbruch bedeuten, wenn nicht, ist die Katastrophe absehbar. Die Errungenschaften der westlichen Moderne stehen auf dem Spiel, „als da sind: Marktwirtschaft, Zivilgesellschaft und Demokratie”.

Aufbruchstimmung verbreiten

Wie Weltreiche und Zivilisationen verschwanden, weil sie nicht rechtzeitig auf veränderte Bedingungen reagierten, so droht auch der westlichen Kultur – wie wir sie kennen – das Ende, wenn sie nicht sehr schnell die richtigen Schlüsse aus dem Klimawandel zieht.

Doch den Autoren geht es nicht um Weltuntergang. Sie wollen Aufbruchstimmung verbreiten, Optimismus, Mut zur Veränderung der Lebensweise, die mehr mit Gewinn als mit Verzicht zu tun haben könnte. Leggewie: „Was mich antreibt: Hier kann man etwas machen, hier kann man an einer großen Menschheitsaufgabe mitwirken, das ist mehr als Banken oder Autofirmen retten.” Denn das Lied endet so: „It's the end of the world as we know it – and I feel fine.”