Essen. Ein „MoMA des Ruhrgebiets” wird es nicht geben. Doch für die Kulturhauptstadt wollen sich die 20 Häuser der Region als „RuhrKunstMuseen” verbünden - was auch bis nach 2010 halten soll.

Natürlich geht es um Bilder bei der Kulturhauptstadt. Um viele Fotos auf den Titelseiten, möglichst mehrspaltig abgedruckt. Um bunte Fernsehaufnahmen, möglichst international ausgestrahlt.

Am Ende muss man sich das Jahr 2010 nach der Vorstellung der Ruhr.2010-Planer wohl wie eine Galerie der großen, gerahmten Augenblicke vorstellen, die sich in Hirn, Herz und auf Festplatte gebrannt haben. Aber in einer Zeit, in der Bilder so leicht produzierbar wie schnell löschbar sind, kommt den Museen im Kontext der Kulturhauptstadt eine besondere Bedeutung zu.

Die bleibenden Werte des Festjahres

Sie zählen zu den bleibenden Werten des Festjahres: mit der festlichen Einweihung des neuen Ruhrmuseums auf Zollverein gleich zum Auftakt des Kulturhauptstadtjahres, dem Neubau des Essener Museums Folkwang, der Erweiterung der Duisburger Küppersmühle und dem Umbau des Dortmunder U. Doch spätestens wenn die Scheinwerfer 2011 wieder abgebaut werden, wird sich die Frage stellen, wie die vielen Ruhrgebiets-Museen mit ihren teils feinen, kleinen Sammlungen im Schatten der neuen, großen Häuser nicht vollends an Strahlkraft verlieren sollen.

Eine mögliche Antwort könnte die Idee der „RuhrKunstMuseen” sein, die jetzt als Projekt der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 an den Start geht: Ein Schulterschluss der 20 Ruhrmuseen, vom Kunstmuseum Bochum bis zum Märkischen Museum Witten, vom Bottroper Quadrat bis zur Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Von Kulturhauptstadt-Geschäftsführer Fritz Pleitgen gewohnt vollmundig mit den Prädikaten „einmalig” und „modellhaft” versehen.

Mehr inhaltlicher und materieller Austausch

Was wahr werden könnte, wenn sich die Idee so weiterentwickeln lässt, wie es manchen Museumsmachern seit längerem notwendig scheint: Als Plattform für mehr inhaltlichen und materiellen Austausch. Wenn nach dem Rausch des Kulturhauptstadtjahres für manche Einrichtung zwangsläufig der Kater folgt und das Geld für große Ausstellungen fehlt, könnten manche Bestände so ergänzt und zu einem neuen, repräsentativen Konvolut zusammengeführt werden. Was neben den zwei Millionen Euro, die der RuhrKunstMuseen-Etat hergibt, allerdings noch einiges an Überzeugskraft kosten dürfte. Die Zusammenarbeit ist jedenfalls langfristig angelegt.

Aus dem „eines für alle”, dem zentralen Zusammenschluss, der die musealen Reichtümer der Region hätte bündeln können ist nichts geworden. Das „MoMA des Ruhrgebiets”, wie es anfangs ehrgeizig hieß, scheiterte am Ende an den Finanzen. Lange stand das gesamte Projekt auf der Kippe. Nun geht man mit Hilfe des Sponsors Deutsche Bank, einem kleineren Budget und lobenswertem pädagogischem Ansatz an die Realisierung der „RuhrKunstMuseen”.

Per Bus geht es zu kultureller Bildung

Neben einem gemeinsamen Führer zu den verschiedenen Sammlungen sollen vor allem die „Collection Tours” zur erfolgreichen Vernetzung der Häuser beitragen. Eine Art Verkehrs-Kultur-Verbund Rhein-Ruhr, der Erwachsene, vor allem aber Schulklassen per Bus zur kultureller Bildung verhelfen will. Auf drei verschiedenen Routen wird neben dem Museum vor Ort auch ein Partnerhaus angefahren. Mit „Nichts als Farbe” locken beispielsweise das Essener Folkwang Museum und das Bottroper Quadrat. Um „Kinetik und Lichtkunst” geht es in Dortmund und Gelsenkirchen. 20 000 Ruhrgebietsschüler sollen so kostenfrei und von Kunstvermittlern angeleitet den Zugang zur Kunst finden. Auf dass den vielen neuen Museen das Publikum der Zukunft nicht ausgeht.