Oberhausen. . Den Staub der Ritterromantik bläst eine Neuinszenierung am Theater Oberhausen raffiniert von Kleists „Käthchen von Heilbronn“. Und doch hilft gerade das der Wahrnehmung von Kleists raffinierter Sprache. Am Freitag hatte die Deutung des jungen Niederländers Bram Jansen Premiere.

Ein kleines erleuchtetes Diorama zeigt, einem Strategiespiel gleich, eine romantisch überhöhte Hügellandschaft mit Schloss und Spielfiguren. Dann liegt der Malersaal in Dunkelheit. Wer will, kann mittels bereitgestellter Nachtsichtgeräte die Beratung des Geheimen Gerichts verfolgen, das bei der Klärung der Frage, warum „Das Käthchen von Heilbronn“ (Laura Angelina Palacios) hinter Graf Wetter vom Strahl (Jürgen Sarkiss) her ist, sprichwörtlich im Dunkeln tappt. Er kann aber auch das Gerät zur Seite legen und ist dann ganz auf das zurückgeworfen, was wichtig ist und wichtig bleibt: Alles ist plötzlich nur noch Sprache, Kleists Sprache.

Regisseur Bram Jansen, der das behutsam eingekürzte Stück für den Malersaal eingerichtet hat, gelingt eine überzeugende Gratwanderung zwischen (ziemlicher) Texttreue und Neudeutung. Konsequent treibt er dem Werk, das wie kein anderes des Autors in die Nähe der Romantik rückt, eben dieses Romantische aus und kehrt den märchenhaft-unwirklichen Charakter ins Futuristische.

Was durch das Nachtsichtgerät wie eine Rittergruft gewirkt hat, aus deren Grabkammern die Darsteller hervortreten, präsentiert sich bei Licht als gespenstisches SF-Horror-Szenario (Ausstattung Guus von Geffen). Als wären sie in einem Kryonik-Labor eingefroren, hängen die Schauspieler schlaff in kalten Stahlgestellen: Seelenlose Roboter, Androiden, die zum Leben erweckt werden. Für kurze Zeit ergehen sie sich in programmierter Emotionalität, verhalten sie sich fast menschlich, um in die Gefrierstarre zurück zu verfallen.

Ein Happy End kann es hier nicht geben. Selbst Käthchen, hängt sich wieder in ihr Gestänge. Sie ist am Ziel ihrer Träume angelangt, was folgt, kann nur ein Alptraum sein.

22.11.; 7.12. Tel. 0208-8578184