Oberhausen. Ein pralles Paket an Uraufführungen, Kinder- und Jugendstücken soll am 31. August im Kaisergarten beim Theaterfest vorgestellt werden. Trotz vieler neuen Inszenierungen mussten jedoch einige Projekte aufgegeben werden. Das Team arbeite mittlerweile am finanziellen Limit, so Intendant Peter Carp.
Wissen Sie, warum wir das Theater brauchen? Sie wissen es nicht? Dann sollten Sie diesen Text lesen. Denn Peter Carp, der Intendant des Oberhausener Theaters, wird ihnen eine überraschend schnörkellose Antwort geben. Aber erst, wenn er die Spielzeit 2014/15 vorgestellt hat.
Diese Spielzeit ist wieder ein pralles Paket an Uraufführungen, Kinder- und Jugendstücken sowie Ko-Produktionen. Wobei der Chef des Schauspielhauses nicht müde wird, darauf hinzuweisen, wie sehr das Team am finanziellen Limit arbeite. „Wir würden gerne mehr machen“, bedauert Carp auch, dass ein Gasometer-Projekt leider aufgegeben werden musste.
Frank Goosens „So viel Zeit“
Was aber auf jeden Fall wieder stattfindet, ist das Theaterfest. Dazu wird am 31. August in den Kaisergarten eingeladen. Um 17 Uhr wird dort auch das Programm der neuen Spielzeit vorgestellt. Die startet mit „Anarchie in Ruhrstadt“ des Autors Jörg Albrecht, der erst vor kurzem wegen angeblicher Spionage noch in Abu Dhabi in Haft saß.
Eine Uraufführung ist die dramatisierte Fassung des Romans von Frank Goosen „So viel Zeit“. Wer gerade begeistert „Jimi Hendrix - Are You Experienced“ erlebt hat, der darf sich „So viel Zeit“ vormerken. Denn zum Stück gehört klassischer Hard-Rock von Peter Engelhardt und Band.
Inder, die die Welt erobern
Wer schon immer ahnte, dass Prinzessinnen die besseren Prinzen sind, der sollte sich das Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Stück „In einem tiefen, dunklen Wald“ ansehen. Dieses Stück ist übrigens auch für Vegetarier geeignet.
Eine Uraufführung von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ wird außerdem zu sehen sein. Oder: Regisseurin Lily Sykes, die für diese Saison „Die Schöne und das Biest“ inszenierte, wagt sich nun an Emily Brontës „Sturmhöhe“. Im Malersaal heißt es dagegen „Atmen“. Chefdramaturg Tilmann Raabke erklärt zu dieser Aufführung: „Ein junges Paar fragt sich, ob es in diese Welt noch Kinder setzen kann.“ In dem komischen Stück schaffen es die Protagonisten auf burleske Weise, weltumspannende Themen wie eine drohende Inflation oder Inder, die die Welt erobern, in ihrem kleinen Kosmos abzuhandeln.
Regelmäßige Late Night Shows
So, jetzt wissen Sie, was das Theater u.a. zeigen wird. Nun die Antwort Carps: „Das Theater nutzt den Beschäftigten, und damit nutzt es der Stadt, weil es ein mittelständischer Betrieb ist.“ Aber in der Hauptsache nutzt das Theater den Besuchern. Carp: „Wir schauen uns auf der Bühne die Probleme von Menschen und die Lösungen an. Dadurch bekommen wir mehr Fantasie zur Lösung eigener Probleme.“ Also, haben Sie ein Problem? Eines haben Sie sicher! Dann gehen Sie möglichst oft ins Theater.
Was das Theater Oberhausen sonst noch zeigt: Hitparaden-Fans dürfen sich freuen: „’Schall & Rausch’ ist das Nachfolgemodell“, sagt Intendant Peter Carp. Die Late Night Shows mit Bastian Kabuth und Martin Müller-Reisinger sollen in einem regelmäßigen Turnus stattfinden.
Musikalische Weltentstehungs-Revue
Zu sehen ist auch Heinrich von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“. Der junge niederländische Regisseur Bram Jansen greift damit nach seiner ersten Oberhausener Produktion „Anatol“ (2014) erneut auf einen altbekannten Theaterstoff zurück. Apropos Weltliteratur wie Emily Brontës Sturmhöhe - gezeigt wird auch William Shakespeares „Hamlet“. Regie: Pedro Martins Beja. Dramaturgie: Simone Kranz. „Der Räuber Hotzenplotz“ für Kinder ab sechs Jahren ist dagegen was ganz Anderes. Und die „Animal Farm“ von George Orwell steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Jedenfalls ist sie für Menschen ab 14 Jahren geeignet.
Für „Räuberhände“ sollten die Theaterbesucher noch mal zwei Jahre älter sein. Wer in Form von Popup-Comics erfahren möchte, wie die Welt entstanden ist, sollte sich „eine kurze Geschichte der Welt“ ansehen. Das ist eine musikalische Weltentstehungs-Revue vom Urknall bis heute in elf Bildern für Leute ab fünf Jahren.
Schauspieler führen selbst Regie
Gezeigt wird außerdem „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek. Bei diesem Stück plant das Theater Oberhausen eine Koproduktion mit dem Théâtre National du Luxembourg.
Die Schauspieler des Theaters emanzipieren sich. Bei „Gier und Bescheidenheit“ führen sie selbst Regie. Sie brauchen keinen Regisseur. Und außerdem gibt es für dieses Stück noch keinen Text.
Gemordet wird auch. An der Marktstraße bei „Mord im Alltag“. Regisseur Uwe Mengel lässt die Leute mal hier, mal dort über die Klinge springen. In New York wurden auch schon getötet.