Oberhausen. . Bram Jansen, das Regietalent aus den Niederlanden, inszeniert den Klassiker mit Leidenschaft. Ihn interessiert der Widerspruch zwischen Aufklärung und romantischem Weltbild. Das Käthchen von Heilbronn habe sehr viel in sich, woran man Kleists Denken und Leben zeigen kann.
Mit seiner Inszenierung von Schnitzlers „Anatol“ hat er Aufsehen erregt, jetzt zeigt er Heinrich von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“ auf der Malersaal-Bühne im Oberhausener Theater: Der junge Regisseur Bram Jansen interessiert sich für deutsche Klassiker. Doch er seziert sie auf sehr ungewöhnliche Art – mit dem Blick eines Niederländers. „Das ist ja das Spannende an Zusammenarbeit“, sagt Dramaturg Rüdiger Bering. Er bewundert den Mut dieses jungen Künstlers: „Kaum haben wir Schnitzlers Dialogkomödie geschafft, muss es nun Kleist sein. Er sucht Widerstände und Probleme, er macht es sich nicht leicht.“
Kein Ende wie im Disney-Film
Dem jungen Regietalent – er gewann mit Anatol einen Oberhausener Theaterpreis; seine Inszenierung wurde zum Festival in St. Petersburg eingeladen – erscheint nichts zu schwer. Schon gar nicht die deutsche Sprache. Während er im vergangenen Jahr noch englisch sprach, erklärt er mittlerweile seine Ideen zum Stück auf Deutsch: „An Kleist interessiert mich die Person und ihre Zeit zwischen Aufklärung und romantischem Weltbild. Das Käthchen von Heilbronn hat sehr viel in sich, woran man Kleists Denken und Leben zeigen kann, es ist sein einziges Stück mit auf den ersten Blick gutem Ausgang.“
Premiere ausverkauft
Die Premiere am Freitag, 7. November, um 19.30 Uhr ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen sind für den 13. und 22. November um 19.30 Uhr sowie 7. Dezember um 18 Uhr geplant.
Es spielen Angela Falkenhan, Laura Angelina Palacios, Torsten Bauer, Jürgen Sarkiss, Hartmut Stanke, Peter Waros und Eike Weinreich.
Wer ist hier eigentlich gut, unschuldig, romantisch und rein – und wer die böse und berechnende Schlechte? Käthchen, in Jansens Inszenierung dargestellt von Laura Angelina Palacios oder Kunigunde (Angela Falkenhan)?
„Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass das Ende nicht wirklich so ist wie in einem Disney-Film. Kleist wollte einen Traum erleben, etwas Großartiges, und das hat die Gefahr eines Märchens, bereit dafür, dass wir Widersprüche tolerieren.“ In Wahrheit aber habe Kleist, der sein Leben lang nach Anerkennung strebte und dessen Stücke zu seinen Lebzeiten wenig erfolgreich waren, aber mit Käthchen nur „eine Konzession an den Publikumsgeschmack gemacht“, wie Bering betont. Das gehe aus einem Brief hervor, den der Dichter ein Jahr vor seinem Freitod schrieb.
Da das Stück im Mittelalter spielt, muss auch Düsternis vorkommen, „durch die Arbeit mit Licht und Dunkel“, sagt Bering. Vorkommen werden auch Marionetten und mit Spannung darf das Bühnenbild erwartet werden. Das nämlich gestaltet wie schon bei Anatol der großartige und weltweit gelobte Guus van Geffen.
Wie schon bei Anatol setzt Jansen auf deutsch-niederländisches Teamwork bei der Entwicklung der Inszenierung. Motto: Keiner ist der große Zampano, jeder bringt sich ein. Das sei in den Niederlanden halt so üblich.