Oberhausen. .

Die Freiheit schien grenzenlos, die Zukunft war voller Versprechen, die eingelöst werden würden. Doch seit dem Abi sind 30 Jahre vergangen, das Gefühlshoch von einst ist – beruflich, privat – dem Alltagstief gewichen, abgesehen von den wöchentlichen Doppelkopf-Runden.

Männer und ihre Midlife Crisis: Davon erzählt, humorvoll pointiert, mit wachem Blick für die tragische Seite des Lebens, der Bochumer Autor Frank Goosen in seinem von Stefanie Carp bearbeiteten Roman „So viel Zeit“, den Peter Carp nun als grandioses Rock-Drama mit feinen Zwischentönen inszeniert hat.

„Wir produzieren gar keine neuen Erinnerungen mehr, leben nur noch von den alten.“ Um ihrer Lebensmühle eine andere Drehrichtung zu geben, neue Erinnerungen zu produzieren, gründen Konni (Klaus Zwick), Rainer (Henry Meyer), Bulle (Torsten Bauer) und Thomas (Peter Waros) eine Hardrock-Band. Led Zeppelin, Deep Purple, AC/DC, Black Sabbath, Thin Lizzy sollen helfen, ihr Leben stundenweise zu retten. Die Freunde überreden Ole (Jürgen Sarkiss), der nach der Abi-Fete nach Berlin abgetaucht war, als „Mastermind“ und Gitarrengott einzusteigen.

Aus dem mit Schlaglöchern (Band-Rückschläge, Wehwehchen, echte Krankheiten, Beziehungskrisen, erotische Verlockungen) gespickten „Highway to Hell“ wird ein „Stairway to Heaven“, der auf der Abi-Jubiläumsfeier in die erlösende Devise mündet: „The Boys are back in Town“.

Ein entfesselt aufspielendes Ensemble (mit starken coolen Frauen) und eine phantastische Band um Peter Engelhardt, der fraglos zu den besten europäischen E-Gitarristen gehört, lassen knapp drei Stunden wie im Fluge vergehen. Und dann ist da noch Jürgen Sarkiss. Wenn dieser den Part des Sängers bei der „echten“ Band übernimmt, dann glaubt man, Ian Gillan, Bon Scott, Robert Plant oder Phil Lynott zu hören. Und das Theater wird endgültig zum Rockpalast. Unbedingt zu empfehlen, nicht nur der Generation Ü 40!