Duisburg. Man muss ein Händchen für das Leichte im Musiktheater haben, sonst wird es schwer. Mit Feingefühl und doch sattem Theatertemperament ist jetzt Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“ an der Rheinoper inszeniert worden. Das Publikum bei der Duisburger Premiere durften schwelgen und schwärmen.

Operette in nostalgischer Pracht ohne ideologische Fragezeichen in exzellent komponiertem Klanggewand: Wer kulinarische Unterhaltung in lupenreiner Unschuld genießen möchte, der kommt bei der neuen Produktion der Deutschen Oper am Rhein von Emmerich Kálmáns „Die Zirkusprinzessin“ voll auf seine Kosten.

Josef E. Köpplinger, Der Intendant des Münchner Theaters am Gärtnerplatz verpflanzt die „Zirkusprinzessin“ dahin, wovon Kálmán selbst auch geträumt hat, in den Zirkus. Das tat er vor wenigen Monaten in München bereits im Zirkus Krone. Ganz so authentisch kann es im Duisburger Theater nicht zugehen. Aber eine quirlige, zwölfköpfige Clownstruppe sorgt bereits im Foyer für circensische Stimmung und ist während der dreistündigen, gleichwohl kurzweiligen Aufführung mit Tanz, Schabernack und Mitgefühl auch auf der Bühne stets präsent. Ganz zu schweigen von der geradezu luxuriös ausgestatteten und beleuchteten Manege, in der sich die typische Operetten-Story abspielt. Rainer Sinell (Ausstattung) und Marie-Luise Walek (Kostüme) griffen tief in den Farbtopf und liefern ein buntscheckiges Spektakel der Extraklasse. Mit viel Glimmer, Schneegestöber und prächtigen russischen Luxusschlitten.

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Pure Lebensfreude

Die Handlung in Kürze: Die reiche russische Witwe Fedora weigert sich, auf Anweisung des Zaren einen ungeliebten Prinzen zu heiraten und nach vielen Verwicklungen kommt es zur gewünschten Vereinigung mit dem geheimnisvollen Mr. X, dem Star des Petersburger Zirkus’, der sich letztlich als verarmter Spross des verflossenen Gatten der zur „Zirkusprinzessin“ avancierten Fürstin entpuppt...

Köpplinger inszeniert das 1926 uraufgeführte Stück ohne Seitenblick auf die flankierenden historischen Katastrophen, sondern als Spotlight und Momentaufnahme purer Lebensfreude der „Goldenen 20er-Jahre“. Es wird getanzt, geschäkert, integriert und gealbert. Doch die leichte Wehmut, die Kálmáns raffiniert gemixte und glänzend orchestrierte Musik durchzieht, bleibt stets spürbar.

Zu starke Orchesterpräsenz

Kálmáns frische, gefühlvolle, handwerklich perfekt gestrickte Musik stellt erhebliche Anforderungen an Sänger und Orchester. Wolfram Koloseus, der bereits in der „Csárdásfürstin“ beeindruckte, ging mit der „Zirkusprinzessin“ orchestral etwas robuster um, was sich vor allem in der zu starken Präsenz des Orchesters in den kleinen gesprochenen Melodramen störend auswirkte. Auch die Solisten hatten es nicht immer leicht, sich durchzusetzen,. Romana Noack zeigt sich charmant in der Titelpartie, ihre jugendliche Strahlkraft lässt vergessen, dass die Stimme eine Spur zu klein für die Rolle wirkt. Carsten Süss ist ein stimmgewaltiger Mister X. Glänzend das Wiener Paar mit Susanne Grosssteiner als Mabel und Boris Eder als Toni Schlumberger, das nicht mit komödiantischem Talent geizte. Nach einigen Wackelkontakten mit dem Orchester fand auch der Chor zur gewohnten Qualität.

Jubel für einen unbeschwerten Abend auf beachtlichem Niveau.

Die nächsten Aufführungen im Duisburger Theater sind am 11., 15. und 29. November sowie am 21. und 26. Dezember. Selbstverständlich steht auch die Silvestervorstellung am 31. Dezember ganz im Zeichen der „Zirkusprinzessin“. Karten unter 0203 / 283 62 100. Mehr Infos auf der Website www.operamrhein.de