Duisburg/Düsseldorf. Manche empfinden die roten Äderchen als Schönheitsmakel, andere haben sogar Schmerzen. Besenreiser können sich ausbreiten wie ein Netz. Sie liegen so nah unter der Haut, dass sie schnell sichtbar werden - was Betroffene oft als unangenehm empfinden. Gefäßspezialisten erklären, welche Therapie die beste ist.
Die Sommerkleider und die kurzen Hosen haben sie im Urlaub wieder ins Licht gerückt: die roten Äderchen auf den Beinen. Da überlegt sich manche Frau, was sie dagegen unternehmen kann oder muss. Und mancher Mann denkt genau darüber zu wenig nach. Zwei Experten für Gefäße wissen mehr – der Gefäßchirurg und Phlebologe (Gefäß- und Venenfachmann) Dr. Georg Kraus, niedergelassen in Duisburg, und seine Kollegin Dr. Iris Reiter-Höffken aus Düsseldorf wissen mehr.
Was sind Besenreiser?
„Es sind bläuliche, manchmal rötliche, kleine Venen. Sie schimmern durch die Haut, weil sie direkt darunter liegen“, erklärt der Georg Kraus. „Wenn man so will, sind es kleinste, oberflächliche Krampfadern.“ Besenreiser können sich ausbreiten wie ein Netz, das manchmal handtellergroß ist und von weitem wirkt wie ein „blauer Fleck“.
Sind sie einfach nur unschön oder können sie auch gefährlich werden?
In der Mehrzahl sind sie eher unschön – da sind sich die Spezialisten einig. „Besenreiser können aber auch ein ernstzunehmender Hinweis auf eine behandlungsbedürftige Venenschwäche sein“, sagt Iris Reiter-Höffken. Gelegentlich sind Besenreiser druckempfindlich und können dann auch Schmerzen bereiten – das sollte ein Gefäßexperte überprüfen.
Wie entstehen Besenreiser?
Die Ursache ist nicht bis ins letzte Detail geklärt. Haben Mutter oder Vater allerdings bereits eine Veranlagung dafür, dann sind die Kinder meist auch betroffen. „Auch Hormone, die zum Beispiel über die Pille verabreicht werden, können eine Rolle spielen“, erklärt Kraus. Hinzu kommen oft Bewegungsmangel und enge Kleidung als weitere Gründe – betroffen ist auch meist, wer viel und lange steht. Eine Bindegewebsschwäche, unter der Frauen öfter leiden als Männer, ist laut Kraus ein entscheidender Faktor.
Was hilft dagegen?
Wer sich viel bewegt, außerdem nachts die Füße hoch lagert, unterstützt nach den Worten der Spezialisten die Venen dabei, das sauerstoffarme Blut wieder zurück zum Herzen zu bewegen. „So kann man Besenreisern vorbeugen, und wenn man die Beine regelmäßig mit kühlem Wasser abduscht“, sagt Iris Reiter-Höffken, und Georg Kraus ergänzt: „Was aber einmal da ist, geht ohne medizinische Hilfe nicht wieder weg.“ Das stört vor allem Frauen dann aus ästhetischen Gründen.
Wie werden sie entfernt?
Die Experten nennen zwei Behandlungsmöglichkeiten: die klassische Verödung, in der Fachsprache Sklerosierung genannt, und die Entfernung mittels eines Lasers. Bei der Verödung werden mit einer feinen Nadel Medikamente in die Besenreiser injiziert. „So wird das Blut aus ihnen verdrängt und sie verschließen sich durch eine Entzündungsreaktion“, beschreibt Kraus den Effekt und beruhigt: „Das hört sich schlimmer an, als es ist. Die meisten Patienten finden den Pikser nicht so schlimm wie bei der Blutabnahme.“ Nach der Behandlung komme es darauf an, dass man eine Zeit lang Kompressionsstrümpfe trage, viel laufe und die Stellen kühle, wo zuvor die Besenreiser waren.
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Risiken gebe es bei beiden Methoden – Entzündungsreaktionen seien ebenso möglich wie weiße Flecken, die durch den Laser auf der Haut entstehen. „Um die passende Behandlung zu finden, sollte man sich mit einem Gefäßspezialisten beraten“, empfiehlt Kraus. Sein Rat: Besenreiser nicht direkt vor einer Reise, sondern einige Wochen zuvor entfernen lassen. Dass die blauen Äderchen später an gleicher Stelle wieder entstehen, sei ein weit verbreiteter Irrtum – allerdings könnten bei einer entsprechenden Disposition an anderen Stellen neue Besenreiser auftreten.
Können aus Besenreisern Krampfadern werden?
„Nein – aber oft hängen sie mit einer ausgeprägten Schwäche der größeren Beinvenen zusammen“, sagt Iris Reiter-Höffken. Was bedeutet, dass die Venen das Blut nicht gut wieder zum Herzen zurücktransportieren. Daraufhin fühlen sich die Beine oft schwer und müde an. „Außerdem steigt das Risiko für Venenentzündungen und Thrombosen oder für ein so genanntes offenes Bein. Man erkennt es an nicht oder schlecht abheilenden Geschwüren im Bereich der Innenknöchel“, erklärt die Gefäßspezialistin.
Ab wann sollte man einen Arzt aufsuchen und wie kann dieser helfen?
Immer – so spitzt Georg Kraus seine Meinung zu. Denn er ist der Ansicht, dass Besenreiser kein kosmetisches Problem sind, sondern ein Anlass, die Venen beim Arzt kontrollieren zu lassen. „Das kann ein Gefäßchirurg sein, ein Phlebologe, aber auch ein Haus- oder Hautarzt, der eine entsprechende Zusatzqualifikation hat.“
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Kraus betont, dass die moderne Venendiagnostik schmerzfrei und wenig aufwändig sei – in der Regel reiche eine Ultraschallaufnahme der Beine, die von den Krankenkassen bezahlt werde. „Sind die Venen gesund, kann man sich entspannt der ästhetischen Lösung des Problems widmen“, sagt der Gefäßchirurg. Sollte eine Erkrankung festgestellt werden, gibt es nach seinen Worten vielfältige Behandlungsmöglichkeiten – von speziell angepassten Strümpfen bis hin zu Operationsverfahren, die von Fall zu Fall verschieden sein können. Ein Gefäßchirurg sollte bei der Entscheidung beratend zur Seite stehen.
Kostet das etwas oder zahlt es die Kasse?
Die Kosten für die Entfernung der Besenreiser werden laut dem Experten Georg Kraus nur bei einer klaren medizinischen Indikation übernommen. Will man sie nur aus ästhetischen Gründen veröden oder lasern lassen, muss man rund 50 bis 80 Euro pro Sitzung bezahlen. Der Gefäßchirurg erklärt: „Bei den Krampfaderoperationen stehen schonende, von den Krankenkassen finanzierte Optionen zur Verfügung – nicht alle Methoden werden jedoch bezahlt, zum Teil wegen ihrer umstrittenen Wirksamkeit.“
Weitere Infos für Patienten
Über Besenreiser, Krampfadern & Co. informiert die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin auf ihrer Homepage www.gefaesschirurgie.de. Am 11. Oktober 2014 startet der zehnte bundesweite Gefäßtag, an dem sich Patienten und Interessenten in Gefäßzentren, Kliniken und Praxen Auskünfte holen können. Einen Überblick gibt es auf der Homepage der Gesellschaft. Mehr Informationen unter: www.forum-gefaessmedizin.de