Berlin/Essen. . Werden die Termine bei einem Arzt künftig zentral geregelt? Das plant derzeit die Bundesregierung. Ärzte und Patientenverbände äußern sich skeptisch zu der Servicestelle. Von “bürokratischem Wahnsinn“ ist die Rede. Das grundsätzliche Problem werde damit nicht gelöst, heißt es weiter.
Obwohl jeder vierte Kassenpatient laut einer Umfrage drei Wochen und länger auf einen Termin beim Facharzt warten muss, lehnen Ärzte und Patientenverbände die von der Bundesregierung geplante Einrichtung einer zentralen Termin-Servicestelle ab.
„Das ist bürokratischer Blödsinn“, sagte Wolfram-Arnim Candidus, Präsident der Gesellschaft für Versicherte und Patienten mit 35.000 Mitgliedern, unserer Mediengruppe. Eine Servicestelle, die für einen Arzttermin innerhalb von vier Wochen sorgen soll, löst nach seiner Einschätzung nicht das grundsätzliche Problem.
Die Wartezeiten auf einen Termin seien deshalb so lang, weil Hausärzte ihre Patienten immer häufiger an Fachkollegen verwiesen, so Candidus. Zudem laste auf den Praxen ein erheblicher Druck. Dieser habe zur Folge, dass Ärzte immer mehr Patienten behandeln müssten, um wirtschaftlich zu arbeiten.
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Auch die Ärzte sehen die geplante Termin-Servicestelle skeptisch: „Wir lehnen eine zentrale Lösung ab, da diese nicht nur die Arztfreiheit aufhebt, sondern auch dem Wunsch vieler Patienten entgegenläuft“, sagte Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), am Mittwoch in Berlin. Allerdings sieht auch die Vertretung der Ärzte Handlungsbedarf. Der ungesteuerte Zugang führe dazu, dass es in den Praxen von besonders stark nachgefragten Ärzten zu langen Wartezeiten komme, so Gassen.
Termine bei Frauen- und Hausärzten besonders schwer zu bekommen
Eine Umfrage, die die KBV am Mittwoch vorstellte, ergab, dass Patienten immer mehr Geduld aufbringen müssen, um einen Facharzttermin zu erhalten. 37 Prozent warten länger als drei Tage, das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr.
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Besonders schwer ist es, Termine bei Frauen- und Hautärzten zu bekommen. Bevorzugt werden Patienten, auch das geht aus der Erhebung hervor, die privat versichert sind oder für die der Hausarzt beim Fachkollegen einen Behandlungstermin vereinbart.
„Die Bevorzugung von Privatpatienten bei der Terminvergabe in Arztpraxen muss ein Ende haben“, fordert Christoph Straub, Chef der Krankenkasse Barmer GEK. Er ruft die Ärztefunktionäre auf, ihren Widerstand gegen die zentrale Termin-Servicestelle aufzugeben. Die schwarz-rote Bundesregierung will die Kassenärztlichen Vereinigungen mit der zentralen Vergabe verpflichten, Behandlungstermine innerhalb von vier Wochen anzubieten.