Berlin. Die Anzahl der Mediziner ist auf rund 357.200 angestiegen und trotzdem herrscht Ärztemangel. Wie kann das sein? Frank Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer sieht das Problem im steigenden Durchschnittsalter der Ärzte. Die GVK hält die ungleichmäßige Verteilung für die Ursache.
Trotz einer Steigerung der Mediziner-Zahl um 2,5 Prozent warnt die Ärzteschaft vor einem verschärften Mangel in Deutschland. Rund 357.200 in ihrem Beruf arbeitende Ärzte gab es im vergangenen Jahr, wie aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Statistik der Bundesärztekammer hervorgeht. Kammerpräsident Frank Ulrich Montgomery sagte dennoch: "Der Ärztemangel und der Mangel an Arztstunden sind keine Prognose mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität."
Hauptsorge der Ärztevertreter: das im Schnitt steigende Alter der Mediziner und der bevorstehende Ruhestand vieler Praxisärzte. Bei den niedergelassenen Medizinern stieg das Durchschnittsalter innerhalb eines Jahres von 52,8 auf 53,1 Jahre. Die Zahl der Ärzte im Ruhestand oder in anderen Berufen stieg um knapp 3000 auf rund 113.200. Mehr als 60 Prozent dieser noch bei den Ärztekammern gemeldeten Mediziner sind aus Altersgründen ausgeschieden. Montgomery geht vor dem Hintergrund der Altersstruktur davon aus, dass sich der Mangel in den kommenden Jahren verschärfen werde.
Nicht Zahl sondern Verteilung ist das Problem
Mehr Ärzte arbeiten zudem in Teilzeit. Junge Ärzte seien zu Recht nicht mehr bereit, ihr Leben allein nach dem Wünschen von Kliniken oder großen Anforderungen von Praxen auszurichten, so Montgomery.
Aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist nicht die Anzahl der Ärzte das Problem, sondern dass sich für manche Regionen kein Hausarzt finden lasse. "Auch in der ambulanten Versorgung müssen mehr Kooperationen und mehr Anstellungsmöglichkeiten angeboten werden, damit jungen Ärzten der Weg in die Praxis und aufs Land erleichtert wird", sagte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, der Nachrichtenagentur dpa.
Finanzielle Anreize für Landärzte
Auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) forderte mehr Anreize für Mediziner auf dem Land. Das in Bayern bereits existierende Hilfsprogramm mit einem Volumen von 15,5 Millionen Euro solle ausgeweitet werden. So würde heute schon Hausärzte mit einer Anschubfinanzierung unterstützt, die sich in kleinsten Gemeinden niederlassen. Ferner gebe es Stipendien für Medizinstudenten, die ihre Facharzt-Weiterbildung im ländlichen Raum absolvieren.
Laut Statistik stehen den rund 145.900 ambulant arbeitenden Ärzten 181.000 Mediziner in Krankenhäusern gegenüber. In Behörden, dem öffentlichen Gesundheitsdienst oder anderen Bereichen arbeiten zudem 30.300 Ärzte. Als Allgemeinarzt anerkannt wurden im vorigen Jahr etwa 1100 Ärzte, weitere Facharzt-Anerkennungen erhielten 10.000 Mediziner. Insgesamt verzeichnet die Statistik 43.200 Allgemeinmediziner. (dpa)