Essen. Von Schrei-Babys über die Tücken der Pubertät bis hin zu Versagensängsten schon in der Grundschulzeit: Dem Familienglück drohen viele Gefahren. Und Erziehung ist manchmal ein Buch mit sieben Siegeln. Ein Überblick über neue und bewährte Ratgeber

Von Schrei-Babys über die Tücken der Pubertät bis hin zu Versagensängsten schon in der Grundschulzeit: Dem Familienglück drohen viele Gefahren. Und Erziehung ist manchmal ein Buch mit sieben Siegeln, das Erwachsene mitunter ratlos macht. Ein Überblick über neue und bewährte Ratgeber.

Mut zur Gelassenheit

Gut, man könnte es versuchen – ein Kind nach der Anleitung eines Buches zu erziehen. Doch ist das sinnvoll? Jan-Uwe Rogge und Angelika Bartram geben in „Wie Erziehung garantiert misslingt“ die klare Antwort „Nein!“ Stattdessen plädieren sie dafür, Glaubenssätze, die in so manchen Bestsellern angepriesen werden, kritisch zu hinterfragen. Muss man wirklich so streng sein? Sollten Kinder immer gehorchen? Die beiden Autoren nehmen in ihrem Buch fünf Erziehungsdogmen kritisch unter die Lupe – ohne dabei in eine Entweder-oder-Haltung zu verfallen. In kurzweiligen Geschichten regen sie Eltern außerdem dazu an, gelassen ihren ganz eigenen Erziehungsstil zu finden.

>> Jan-Uwe Rogge/Angelika Bartram: Wie Erziehung garantiert misslingt. Gräfe und Unzer Verlag, 19,90 Euro.

Von anderen lernen

Was tun, wenn das Kind nicht schlafen will? Wie sich verhalten, wenn die Tochter alles selbst bestimmen möchte? Wie reagieren, wenn der Sohn in der Krippe wild um sich schlägt? Drei Fragen von drei Familien, mit denen der bekannte dänische Buchautor und Familientherapeut Jesper Juul gesprochen hat. 16 Gespräche sind es, die er und die Koautorin Pernille W. Lauritsen in dem Buch „Frag Jesper Juul. Gespräche mit Eltern“ nachzeichnen. Ganz nach dem Motto „Von anderen lernen“ können sich die Leser gezielt die für sie am interessantesten Fragestellungen herauspicken und nachlesen, welche Ratschläge der Däne Juul für wertvoll hält.

>> Jesper Juul/Pernille W. Lauritsen: Frag Jesper Juul. Gespräche mit Eltern. Beltz Verlag, 16,95 Euro.

Auch interessant

Die Qual der Wahl

Stress, Leistungsdruck und Versagensängste bestimmen zunehmend den Alltag von Schülern, und das schon in der Grundschule. Insbesondere Viertklässler fühlen sich in die Zange genommen. Gymnasium, ja, das sollte schon klappen. „Aber dafür musst du halt bessere Noten mitbringen“, zitiert Martin Kohn in seinem Buch „Das verflixte 4. Schuljahr“ die Aussage von Eltern, die ihren Nachwuchs gerne schon im Studium sehen würden. Doch was ist der Preis, wenn Eltern ihre Kinder zu Höchstleistungen antreiben, ihnen Nachhilfeunterricht zahlen und sie psychisch unter Druck setzen? Der Autor macht klar, dass die Angst vor dem Übergang nur überwunden werden kann, wenn allen Beteiligten klar ist, dass das Leben auch ohne Abitur interessante Wege offen halten kann.

>> Martin Kohn: Das verflixte 4. Schuljahr. Kösel Verlag, 15,99 Euro.

Von der Geburt bis zur Einschulung

Ein Erziehungsratgeber für Eltern, in den auch die Kleinen gerne mal einen Blick werfen, obwohl sie noch gar nicht lesen können? „Die Eltern-Uni“ heißt das Buch, bei dem das schnelle Durchblättern schwierig ist. Immer wieder bleibt das Auge an den bunten Zeichnungen des Illustrators Tony Ross hängen. Doch nicht nur die ansprechenden Bilder machen das Buch der Fernsehmoderatorin Gundula Gause zu einer reizvollen Lektüre. Aufgeteilt in Halbjahres-Schritten beschreibt die Autorin von Kapitel zu Kapitel, was sie von der Geburt bis zur Einschulung eines Kindes für wichtig erachtet. Den erhobenen Zeigefinger spürt der Leser dabei nie. Das Buch liest sich locker, bietet gute Handlungsvorschläge, lässt dabei aber Raum für eigene Überlegungen und Entscheidungen.

>> Gundula Gause: Die Eltern-Uni. Piper Verlag, 12,99 Euro.

Weltmeister im Üben

Vollgestopfte Lehrpläne, Leistungsdruck, Prüfungsangst – für den Schweizer Kinderarzt Remo H. Largo sieht so keine kindgerechte Schule aus. In seinem Buch „Lernen geht anders“ plädiert er dafür, mehr auf die individuellen Anlagen von Kindern einzugehen und zu schauen, worin ihre Interessen liegen. Kinder, so Largo, seien „Weltmeister im Üben“ und neugierig auf die Welt. Wenn ein Kind allerdings über- oder unterfordert werde, bleibe Neugierde als Motor für das Lernen aus. Largo zeigt auf, wie in seinen Augen Bildung und Erziehung kindgerecht gelingen kann. Zentral sind für ihn dabei gute Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Eltern und Lehrern sowie zwischen Lehrern und Kindern.

>> Remo H. Largo: Lernen geht anders. Bildung und Erziehung vom Kind her denken. Piper, 8,99 Euro.