Berlin. . Millionen fühlen sich zunehmend gestresst: Bei 53 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ist das Leben nach eigenem Empfinden in den vergangenen Jahren stressiger geworden. Frauen fühlen sich häufiger gestresst als Männer, Großstädter häufiger als Landbewohner. Das geht aus einer Studie der Techniker Krankenkasse hervor.

Job, Familie, Kinder, finanzielle Sorgen: Fast sechs von zehn Deutschen empfinden ihr Leben als stressig. Jeder Fünfte steht sogar unter Dauerdruck, wie eine am Mittwoch in Berlin veröffentlichte Umfrage der Techniker Krankenkassen (TK) zeigt.

Besonders gestresst fühlen sich demnach Frauen und Großstädter, aber auch die sogenannte Sandwichgeneration zwischen Mitte 30 und Mitte 40. Sie befinden sich im Spagat zwischen Kind, Karriere und Hausbau sowie den eigenen Eltern, die auch immer mehr Hilfe brauchen.

Unter den 35- bis 45-Jährigen empfinden laut der Umfrage acht von zehn Menschen ihr Leben als stressig, jeder Dritte steht sogar unter Dauerdruck. Diese Generation hat daher auch ein besonders hohes Risiko für psychische Erkrankungen wie Burnout.

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Dabei sind Kinder keineswegs der größte Stressfaktor. Vielmehr ist es der Job, der überdurchschnittlich viele Eltern belastet (61 Prozent), gefolgt von familiären Konflikten (47 Prozent). Erst dann kommt die Kindererziehung (46 Prozent). Hinzu kommen oft auch finanzielle Sorgen (40 Prozent). Nicht zuletzt haben fast vier von zehn arbeitenden Eltern Probleme bei der Vereinbarkeit von Job und Familie.

Frauen setzen sich häufig selbst unter Druck

Die Studie zeigt weiterhin, dass Frauen deutlich stärker unter Druck stehen als Männer. Während sich fast zwei Drittel der Frauen (63 Prozent) gestresst fühlen, ist dies bei den Männern "nur" jeder zweite (52 Prozent). Zum Job kommt bei Frauen oft noch der familiäre Druck durch Haushalt und Kindererziehung hinzu, der nach wie vor stärker auf ihnen lastet. Allerdings räumt jede zweite Frau auch ein, dass sie sich durch ihre hohen Ansprüche an sich selbst zusätzlich unter Druck setzt.

In der Folge fühlen sich Frauen deshalb auch häufiger als Männer ausgebrannt und leiden unter Burnout. So begeben sich laut Umfrage Frauen zwischen 26 und 50 Jahren doppelt so häufig in eine Psychotherapie als Männer.

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Einmal mehr bestätigt die Studie, dass die Arbeit der Stressfaktor Nummer eins ist. Sieben von zehn Berufstätigen sind gestresst. Fast ebenso viele sagen, dass ihr Leben in den vergangenen drei Jahren sogar stressiger geworden ist.

Allerdings wirkt sich Stress nicht immer negativ aus: Jeder zweite Berufstätige fühlt sich durch Stress erst richtig angespornt und zur Kreativität beflügelt. Wer seine Arbeit hingegen als reinen Broterwerb sieht, leidet eher unter gesundheitlichen Problemen. Das Risiko für seelische Beschwerden wie Burnout oder Depressionen ist bei jenen, die keinen Spaß an der Arbeit haben, doppelt so hoch.

Letztlich kommt es insgesamt auf die sogenannte Work-Life-Balance an, wie TK-Vorstandschef Jens Baas betont. Ein entsprechender Ausgleich in der Freizeit könne einen anstrengenden Job oder Familienalltag kompensieren. Das Forsa-Institut befragte für die Studie im September insgesamt 1000 Männer und Frauen ab 18 Jahren. (dpa/afp)