Das Kinderbildungsgesetz wird in einem Jahr novelliert. Evangelische Erzieherinnen fordern einen besseren Betreuungsschlüssel und verweisen auf hohen Krankenstand.
Gute Kinderbetreuung statt hoher Krankenstand: Für bessere Arbeitsbedingungen sind am Samstag evangelische Erzieherinnen aus Witten und Hattingen vor der Stadtgalerie eingetreten.
„Wir wollen gute Arbeit machen“, sagte Ute Sendowski, Leiterin des evangelischen Familienzentrums Märkische Straße in Annen. „Aber unter diesen Bedingungen werden wir komplett ausgelaugt.“ Viele Kinderbetreuerinnen seien wegen Burn-out in Behandlung. Es wären zwar, bedingt durch den neu geschaffenen Gesetzesanspruch, zahlreiche Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen worden. „Aber im Personalschlüssel hat sich nichts getan“, bedauerte Sendowski, Sprecherin der beim ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten beschäftigten Erzieherinnen.
In diese Kerbe hieb auch Melanie Aha (ev. Kita Rüdinghausen): „Da tut sich nichts, aber die Politiker sagen, wie toll das alles ist.“ So kommen aktuell auf eine Erzieherin rechnerische 12,5 Kinder, wie die Erzieherinnen erklärten. Sie berufen sich auf Experten, die einen Schlüssel von eins zu acht empfehlen. „Außerdem wird das Verhältnis durch Krankheit und Urlaub noch verschlechtert“, ergänzte Melanie Aha. Der Krankenstand in den Einrichtungen sei durch die Arbeitsbedingungen sehr hoch, sagte Ute Sendowski.
Anlass des am Samstag gestarteten Protestes der Erzieherinnen ist die anstehende Neufassung des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz). Im August 2014 soll diese im Landtag beschlossen werden, aber der erste Entwurf werde in den nächsten Monaten erarbeitet, sagte Melanie Aha. Von diesem erhoffen sich die Frauen wesentliche Verbesserungen. Am 19. Oktober wollen sie, wie jetzt in Witten, in Hattingen auf die Straße gehen. Für Schwelm und Hagen sind ähnliche Veranstaltungen geplant.
„Wir wollen auch die Eltern einbeziehen“, sagte Ute Sendowski. In Witten fanden die Frauen bei den Passanten Verständnis: „Die Leute hier sind sehr offen und positiv und wollen uns unterstützen“, freute sich Melanie Aha. Selbst wenn die Eltern bisher von den schlechten Bedingungen nichts wüssten, seien ihnen doch die unflexiblen Buchungszeiten bekannt. So können die Kleinen aktuell für 20, 35 oder 45 Stunden pro Woche in die Kitas gebracht werden. „Aber die Eltern wünschen sich mehr 45-Stunden-Plätze“, weiß Melanie Aha. Derzeit gingen die Buchungszeiten am Bedarf der Eltern vorbei.
Für ihre Aktion hatten die Erzieherinnen auch auf Resonanz unter Lokal- und Landespolitikern gehofft. Die war aber trotz ausgesprochener Einladungen sehr gering, wie Melanie Hütter vom Evangelischen Markus-Kindergarten in Stockum bedauerte.