Essen. Gesund von A bis Z, Milch macht müde Männer munter: Gern wird in Sachen Ernährung mit Slogans geworben. Doch längst nicht alle Ratschläge sind zutreffend. Es gibt zahlreiche Ernährungsmärchen. Wir klären auf.
Milch macht vor allem müde Männer munter, und ein gereizter Magen wird Ihnen Salzstangen danken? Lesen Sie, welchen gut gemeinten Ratschläge Sie tatsächlich befolgen sollten - und welche im Reich der Fabeln anzusiedeln sind.
1) Milch macht munter
Milch macht „müde Männer munter“? Marianne Rudischer, Ernährungsberaterin der Barmer GEK hält diesen Spruch für „kluge Werbung“. Milch enthält leicht verdauliches Eiweiß, weist einen hohen Kalziumgehalt und je nach Sorte wenig Fett auf. Kinder sollten im Wachstum zum Knochenaufbau vor allem frische Vollmilch trinken, die unter den Milchsorten neben Mineralien auch einen hohen Gehalt an fettlöslichen Vitaminen aufweist. „Dass Milch eines der wertvollsten Lebensmittel ist, das täglich auf jedem Speisenplan stehen sollte, fand in der Gesellschaft lange Zeit kaum Gehör. Vor allem Kinder tranken häufig nur widerwillig ihr Glas aus“, erzählt Marianne Rudischer. „Um den Konsum zu fördern, erfand die Milchwirtschaft den Werbeslogan ‚Milch macht müde Männer munter’.“
2) Salzstangen helfen gegen Durchfall
Wer mit Durchfall krank im Bett liegt, fragt sich vor allem eins: Was darf gegessen werden? Salzstangen und dazu ein Glas Cola? Marianne Rudischer rät, einen säuerlichen Apfel gründlich zu waschen, samt Schale sehr fein zu reiben und ohne Zuckerzusatz mit einem Teelöffel zu essen. Dabei sollten die Äpfel auf einer Glasreibe zerkleinert werden, die gegenüber einer Kunststoffreibe weniger stark oxidiert. „Salzstangen und Cola sind wenig gesundheitsförderlich und viele Kinder reden sich ein: ‚Wenn ich krank bin, bekomme ich immer Salzstangen und Cola’. Der Ballaststoff Pektin, der in den Äpfeln steckt, bindet hingegen die Krankheitserreger.“
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3) Dunkle Brötchen sind gesünder
Wer nach einer Magen-Darm-Grippe langsam auf die Beine kommen möchte, hält sich in den ersten Tagen häufig erst einmal an trockene Brötchen. Doch stimmt es, dass dunkle Brötchen gesünder sind als helle? Marianne Rudischer schüttelt mit dem Kopf, die reine Farbe und auch die Körner auf den Brötchen würden über ihre Wertigkeit nichts aussagen. Es kommt auf das Innere an. „Am gesündesten sind Brot- und Brötchensorten mit einem hohen Anteil an Vollkornmehl. Ein reines Weizenvollkornbrot ist beispielsweise hell und um einiges gesünder als ein dunkles Roggenbrot, das nicht aus Vollkornmehl gebacken wurde.“
4) Margarine ist gesünder als Butter
Butter sollte nicht zu dick aufgetragen werden. Oder ist Margarine nicht gleich die bessere Wahl? „Butter und Margarine unterscheiden sich vom Kalorien- und Fettgehalt nur wenig. 100 Gramm Butter enthalten durchschnittlich 755 Kilokalorien und 83 Gramm Fett, bei Margarine sind es 722 Kalorien und 80 Gramm Fett“, sagt Marianne Rudischer. Aber: Einige pflanzliche Margarinesorten weisen einen hohen Anteil der mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf, die Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen können. Es bringe für den Cholesterinspiegel allerdings nichts, wenn jemand eine pflanzliche Margarine kauft, darüber aber dick die fetthaltige Streichwurst aufträgt, deren gesättigte Fette dem Stoffwechsel schaden. „Der Mensch sollte dann schon gezielter auf seine Fettzufuhr achten und die Zunahme der gesättigten Fettsäuren reduzieren.“
5) Es gibt Dick- und Schlankmacher
Joghurt gilt als Schlankmacher – dies könne man so aber nicht stehen lassen, sagt Marianne Rudischer. Ebenso könne man sagen, dass Nudeln, Kartoffeln, Reis, Schokolade und Eiscreme dick machen würden. Ein Lebensmittel alleine mache nie schlank oder dick. Ausschlaggebend für eine Gewichtszu- oder -abnahme sei, was insgesamt über den Tag verteilt gegessen wurde. Wie groß waren die Mahlzeiten? Wie fetthaltig die Zubereitung? Wie viele Kohlenhydrate sind über den Tag verputzt worden? Was gab es als Beilage? Wurde vielleicht zum Teller Pasta eine mächtige Sahnesoße serviert?
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„Auch dass gerade das Abendessen dick macht, stimmt so nicht. Entscheidend ist einzig die aufgenommene Kalorienmenge des Tages.“ Wenn morgens und mittags über das Soll gegessen wurde, nehme der Mensch zu, auch wenn er abends keinen Happen mehr zwischen die Zähne stecke. „Viele Menschen rechnen abends auch die Getränke nicht mit hinzu. Das Glas Lieblingswein hat aber ebenfalls Kalorien.“ Auch sei zwischen vielen kleinen und wenigen großen Mahlzeiten abzuwägen. Rudischer: „Mehrere kleine Mahlzeiten halten den Blutzuckerspiegel konstant. Fällt er ab, meldet sich der gefährliche Heißhunger. Der Mensch kann sein Hungergefühl nicht mehr bremsen und isst über das Maß hinaus.“
6) Ein Schnäpschen zur Verdauung
Nach all den Ernährungsmärchen benötigen Sie erst einmal einen Schnaps? So wie nach einem guten Restaurantbesuch? „Die Idee hinter dem Schnaps ist, dass der Nahrungsbrei schneller die Darmwand passiert“, sagt Marianne Rudischer. Alkohol schwächt lediglich das Völlegefühl etwas ab, die Nahrung wird aber nicht schneller verdaut.