Essen. Ein Bienenstich ist bekanntermaßen nicht nur beim Bäcker erhältlich, sondern kann auch eine schmerzhafte Erfahrung bei einem Ausflug ins Grüne sein. Doch um die nützlichen Bienen und andere stechfähigen Insekten ranken sich viele Mythen. Doch auch zu Zecken, die übrigens nicht zu der Gruppe der Insekten, sondern zu den Spinnentieren gehören, gibt es verbreitete Irrtümer.
Stimmt es wirklich, dass wenige Hornissen Pferde töten können und die Tiere besonders aggressiv sind? Sind Zeckenstiche nur in Süddeutschland potentiell gefährlich und lassen sich Mücken mit Knoblauch vertreiben? Inmitten der Grill- und Freibadsaison, auch wenn diese bis jetzt durch mäßige Sonneneinstrahlung getrübt wird, ist es hier Zeit mit ein paar populären Irrtümern aufzuräumen. Biologe und Imkermeister Andreas Le Claire und der Zoologe und Parasitologe Prof. Dr. Heinz Mehlhorn klären hier auf.
1) Hummeln können nicht stechen
Daneben! Hummeln sind nicht nur wichtige Bestäuberinsekten, sondern können entgegen weit verbreiteter Annahme sehr wohl stechen. Diese schmerzhafte Erfahrung machte Andreas Le Claire bereits selber: „Der Stich einer Hummel tut sogar sehr weh. Hummeln haben einen langen, dicken Stachel.“ Genau wie der Mythos, dass Hummeln nach den Gesetzen der Aerodynamik überhaupt nicht flugfähig seien, ist die Annahme, dass die Hummeln nicht stechen können, irrig. Stiche von Hummeln sind jedoch äußerst selten - sie gelten als nicht aggressiv - wehren sich aber, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen.
2) Hornissen sind gefährlich, wie der Spruch „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen“ besagt.
Andreas Le Claire sagt hierzu: „Das ist absolut falsch. Ein Hornissenstich ist nicht gefährlicher als ein Wespenstich. Hornissen sind übrigens sehr ängstliche und vorsichtige Tiere.“ Wenn die in Deutschland streng geschützte Hornisse den Garten besucht, besteht kein Grund zur Angst. Wie der Imkermeister sagt, hätten hier eher Bienen Grund zur Furcht. „Hornissen sind in der Lage Bienen im Flug zu fangen. Das sieht wirklich spektakulär aus.“
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Die Vorstellung, dass ein großes Insekt auch große Giftigkeit für den Menschen bedeutet, ist auch bei der Hornisse unzutreffend. Heinz Mehlhorn stimmt dem zu. Vorsicht ist dennoch geboten: "Hornissen haben meist zwei Wächter an ihrem Nest. Diesem sollte man sich nicht unbedingt nähern.“
3) Mückenstichen jucken und nerven, sonst geht keine Gefahr von ihnen aus.
Auch wenn ein Mückenstich meist nur juckt und unbedenklich ist, sind in vielen Ländern Mückenstiche alles andere als risikolos. Etliche Stechmückenarten übertragen auch viele Krankheitserreger. In den Tropen sind dies zum Beispiel Malaria oder das Dengue-Fieber. Auch das West-Nil-Virus kann durch Mücken übertragen werden und forderte bereits in USA, Griechenland und Rumänien Todesopfer. Das Robert-Koch-Institut rechnet künftig mit einer weiteren Verbreitung des West-Nil-Virus in Europa Richtung Norden.
Übrigens ist bei allen Stichen die Damenwelt der Stechmücken der Übeltäter. Sie saugen das Blut als Proteinquelle für die Eierproduktion. Männliche Stechmücken bevorzugen derweil die vegetarische Küche und stechen nicht - auch wenn sie es durchaus wollen würden. Ihre verkürzten Stechborsten erlauben es den Mücken-Männern nicht, Menschen zu ärgern.
5) Zecken sind nur in Süddeutschland eine potentielle Gefahr.
Hier widerspricht Prof. Dr. Heinz Mehlhorn entschieden. Viele Krankheiten werden in ganz Deutschland von den Tieren übertragen. „In Europa ist die Zecke der gefährlichste Krankheitsüberträger!" Heinz Mehlhorn erwähnt eine Vielzahl an Krankheiten, die die Tiere auch in NRW übertragen können. Hierzu zählen etwa Borreliose und Rickettsia-Infektionen. Die gefährliche, durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist derweil in Deutschland nicht nur auf Bayern beschränkt, ergänzt Heinz Mehldorn. Auch Rheinland-Pfalz ist ein Risikogebiet für FSME. Gerade vor Reisen in Risikogebiete empfiehlt Heinz Mehldorn eine FSME-Schutzimpfung.
6) Zecken lassen sich von Bäumen und Sträuchern auf ihre Opfer fallen.
Auch dies ist falsch, wie Heinz Mehldorn bekräftigt. „Die Tiere sind blind! Sie kommen vom unten zu ihrem Wirt“ Sie befinden sich also auf Grashalmen, im Unterholz und in Gebüschen, an Buschzweigen und im Unterholz. Dort lauern sie auf vorbeigehende Wirte. Sie hängen sich dann an den Wirt, wenn dieser den Grashalm oder das Blatt streift. Bei Kletteraktionen In Baumwipfeln werden Sie keine Zecken antreffen.