Köln. Hunde, die vom Lehrer mit in der Unterricht gebracht werden, tragen zur Stärkung der sozialen Fähigkeiten von Schülern bei. Ihre positive Wirkung zeigt sich in unterschiedlichen Formen, je nach Schulkind. In Österreich werden Schulhunde sogar vom Schulministerium empfohlen.
In der zweiten Klasse der Sternsinger-Schule in Köln jault der sieben Jahre alte Felix aus voller Kehle beim Morgenlied mit. Sein bester Freund Mo macht ein paar Übungen im Morgenkreis, schleckt einem Schüler die Hand ab und springt der Klassenlehrerin auf den Schoß. Border Collie Felix und Toy Pudel Mo gehen schon seit Anfang des Schuljahres in die zweite Klasse. Ihr Frauchen, die Lehrerin Carola Preller, nimmt sie mit in den Unterricht. "Über das Training mit den Hunden kann man soziale Fähigkeiten stärken", sagt die 31-Jährige.
Die Schüler verbessern laut Preller auch ihre Sprachkompetenz und bauen Stress ab. Der achtjährige Soner hat eine Sprachbehinderung. "Sitz!", sagt er und bewegt seine flache Hand nach unten. Wenn Soner den Hunden einen Befehl gibt, muss er deutlich sprechen und eine klare Geste machen. Pudel Mo blickt Soner erst aufmerksam an - und setzt sich dann. "Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst", gibt Soner zu. Mittlerweile spielt er gerne mit den Hunden.
Schulhunde verbessern Klassen-Atmosphäre
Den positiven Effekt von Schulhunden hat Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal von der Universität Wien erforscht. 2003 untersuchte er das Verhalten von 24 Schulkindern bevor und nachdem ein Schulhund in ihre Klasse kam. Stille Kinder unterhielten sich plötzlich mehr - zunächst vor allem über den Hund. Laute Kinder, die Aufmerksamkeit wollten, wurden ruhiger, weil sie dem Hund ihre Zuwendung geben konnten.
"Obwohl die Wirkungen auf die einzelnen Kinder sehr unterschiedlich waren, hatte man diese nette Gruppenwirkung", sagt Kotrschal. Das österreichische Schulministerium hat im vergangenen Jahr eine Empfehlung für Schulhunde ausgesprochen. In Deutschland schätzen Experten die Zahl der Lehrer, die ihre Hunde in den Unterricht mitnehmen, auf etwa 200.
Alle Rassen sind geeignet
Offizielle Zahlen gibt es aber nicht. Das NRW-Schulministerium macht keine Vorgaben zum Thema Schulhunde. Trotzdem haben sich Preller und die Direktorin der Sternsingerschule, Regina Merkl, mit dem Kölner Schulamt abgesprochen, ein Hygienekonzept erstellt und bei den Eltern nachgefragt, ob eines der Kinder eine Allergie hat. "Mir war es wichtig, dass wir da auf der sicheren Seite sind", sagt Merkl.
Felix und Mo haben außerdem vier Wochenenden lang an einer speziellen Hundeschule trainiert. Dort hat Konstanze Jablonowski Mensch und Tier auf den gemeinsamen Einsatz in der Schule vorbereitet. "Der Lehrer muss zum Beispiel lernen, wie er den Kindern die Zeichensprache beibringt", sagt sie. "Und der Hund muss lernen, Zeichen zu verstehen, auch wenn sie ein wenig abgewandelt sind." Dass sich nur bestimmte Rassen als Schulhund eignen, glaubt Jablonowski nicht. Es komme darauf an, dass Hund und Mensch gut zusammenpassten.
In der Sternsingerschule gehören Felix und Mo fest zum Schulalltag. Nach der morgendlichen Begrüßung macht jedes Kind eine Übung mit den Hunden, zum Beispiel "Sitz", "Platz" oder "Rolle". Besonders nervöse Kinder setzen sich zwischendurch neben Felix oder Mo und streicheln ihnen das Fell. Manche Schüler lesen ihnen laut aus einem Buch vor. Soner und seine Klassenkameraden finden es gut, dass die Hunde da sind. "Das macht Spaß", sagt Soner knapp. Wegen seiner Sprachbehinderung ist er Fremden gegenüber schüchtern. Mit seinen Mitschülern und den Hunden spricht er jetzt schon lieber.