Herne. Jeder dritte Mensch über 65 stürzt einmal im Jahr. Die gesundheitlichen Folgen sind oft gravierend. Die Einnahme von Medikamenten oder das Tragen von Gleitsichtbrillen können das Risiko vergrößern. Hier ein Überblick, wie sie sicherer durchs Leben kommen.
Stolperfallen lauern überall. Vor allem, wenn man nicht mehr so sicher auf den Beinen ist. Jeder dritte Mensch über 65 stürzt einmal im Jahr. Die Folgen können schwerwiegend sein. Sie reichen von Prellungen bis zum Oberschenkelhalsbruch. Als Leiter der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation am Universitätsklinikum Marienhospital in Herne wird Professor Ludger Pientka ständig mit solchen Fällen konfrontiert. Wie lassen sich Stürze vermeiden? Hier die Tipps des Geriaters und Internisten.
Ursachen für Stürze
Die häufigsten Ursachen für Stürze bei Menschen über 70 sind, dass die Patienten Koordinationsprobleme beim Laufen und eine Muskelschwäche der Beine haben. Beispiel: Die Senioren müssen ihre volle Konzentration auf das Gehen richten. Das Loch in der Straße wird dabei nicht wahrgenommen.
Ludger Pientka: „Ein Problem ist, dass ältere Patienten dem Hausarzt oft gar nicht sagen, dass sie gestürzt sind. Zu fallen, ist ein Zeichen für Gebrechlichkeit. Gebrechlich und alt möchte aber niemand sein.“ Der Experte rät: „Wenn man häufig stürzt, sollte man unbedingt mit dem Hausarzt sprechen, um die Gründe hierfür herauszufinden.“
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Stolperfallen
Bettvorleger, Türschwellen, Teppiche, lange Kabel oder Badematten: In der Wohnung und vor allem im Badezimmer lauern viele Gefahren. Im Bad ist es oft feucht, auch der Boden. „Aber es gibt Hilfsmittel, um ein Bad sicherer zu machen. Man sollte sich im Sanitätshaus beraten lassen“, empfiehlt Pientka. Auch lohne es sich, bei der Stadt nachzufragen, ob es Wohnberatungen gibt, bei denen ein Fachmann die Wohnung auf Stolperfallen hin anschaut.
Welche Auswirkungen können Medikamente haben?
Ältere Leute nehmen häufig mehrere Medikamente ein. Doch die Arzneien sowie deren Neben- und Wechselwirkungen können das Sturzrisiko erhöhen. „Eine Gefahr besteht etwa bei blutdrucksenkenden Mitteln, bei Psychopharmaka – dazu zählen auch Schlafmittel – sowie bei Opiaten, die Schmerzpatienten verschrieben werden“, so der Geriater.
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Ein weiteres Problem sei, dass Patienten oft mehrere Ärzte besuchten. „Da weiß nicht jeder Mediziner, welche Medikamente ein anderer verschrieben hat.“ Deshalb der wichtige Tipp: „Ältere Menschen sollten aufschreiben, welche Mittel sie einnehmen und dieses dem Arzt mitteilen. Das dient auch als Selbstschutz für den Patienten.“
Weiterer Punkt: Gleitsichtbrillen können ein Risikofaktor sein, weil deren Träger unter Umständen Treppenstufen nicht mehr richtig erkennen. Und Rollatoren, für viele Ältere ein hilfreicher Begleiter, sollten immer vom Fachmann angepasst werden. Ähnliches gilt für Gehstöcke. Sie sollten nach Rücksprache mit einem Physiotherapeuten oder dem Hausarzt verschrieben werden.
Folgen eines Sturzes
Es kommt vor, dass Patienten so große Angst vor einem Sturz entwickeln, dass sie dadurch noch unsicherer und immer weniger mobil werden. Ein Teufelskreis. Das Sturzrisiko erhöht sich.
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Eine der gefährlichen Folgen eines Sturzes kann ein Oberschenkelhalsbruch sein. Daran versterbe jeder vierte Patient innerhalb eines Jahres – entweder direkt infolge des Sturzes oder nach einer notwendigen Operation, so Pientka. Nur wenige Patienten erreichen nach einem Oberschenkelhalsbruch ihren alten gesundheitlichen Zustand wieder. „Das Risiko danach in ein Alten- oder Pflegeheim zu kommen, ist sehr hoch“, warnt der Arzt.
Vorbeugung
Ganz wichtig ist es, den Körper fit zu halten. Regelmäßiges Training kann das Sturzrisiko senken. Dabei spiele es keine Rolle, ob man Gymnastik oder Nordic Walking betreibe. Bewegung im Alter schütze nicht nur vor Stürzen, sondern auch vor Demenz und sei gut für das Herz-Kreislaufsystem. Pientka: „Bewegung ist das A und O, wenn man gesund älter werden will. Man sollte bei seiner Krankenkasse nachfragen, ob sie Sportkurse für ältere Versicherte als Prävention anbietet. Viele Kassen machen das.“
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Helfen Hüftprotektoren bei Stürzen wirklich?
Dieser gepolsterte Hüftschutz hilft, sofern man ihn trägt. Patienten, die Probleme haben, das Wasser zu halten oder die an Demenz erkrankt sind, tragen die Protektoren oft nicht. Frauen lehnen sie häufig aus optischen Gründen ab, weil der Schutz aufträgt. Ein Hüftprotektor, den Patienten immer selbst zahlen müssen, kann vor allem schlanken Menschen helfen. Der Geriater sagt: „Wer übergewichtig ist, besitzt so etwas wie einen natürlichen Hüftprotektor.“
Sturzangst? Hier finden Sie Hilfe
Es gibt inzwischen viele Stellen, die sich mit der Sturzprävention und dem sicheren und sturzfreien Wohnen im Alter beschäftigen. Eine davon ist der Verein Deutsche Seniorenliga in Bonn, der wichtige Informationen über das selbstständige Wohnen im Alter im Internet (www.deutsche-seniorenliga.de) zusammengestellt hat.
Eine Übersicht von Seniorenbüros, die sich unter anderem um die Vermittlung von Beweglichkeitskursen kümmern, findet sich ebenfalls im Internet:
www.seniorenbueros.org (Tel. der Zentrale in Bonn: 0228/61 40 74)
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unterstützt die Initiative „Aktiv in jedem Alter“. Auf der Seite www.aktivinjedemalter.de werden Übungen zur Sturzprävention vorgestellt, die sich auch zu Hause trainieren lassen, außerdem gibt es sehr viel Infomaterial, Tipps und Leseempfehlungen.