Vest.. Unter dem Motto „Wenn die Beine wackelig werden“ steht die WAZ-Medizin-Matinee in Kooperation mit dem Klinik Verbund Vest Recklinghausen am Sonntag, 11. September, ab 11 Uhr im Recklinghäuser Prosper-Hospital. Der Eintritt ist frei.
Ein Unfall bei Gartenarbeiten war der Anfang vom Ende: Der 83-jährigen Halternerin wurde ganz plötzlich schummrig vor Augen, sie verlor das Gleichgewicht, stürzte. Mit schwer wiegenden Folgen: Durch den Aufprall nämlich zog sich die Seniorin einen Oberschenkelhalsbruch zu, die bis dato äußerst agile und fitte Frau kam ins Krankenhaus – und fortan nie mehr wieder richtig auf die Beine.
So war es früher häufiger.
Zunehmend mehr allerdings rücken die besonderen Anforderungen der Alterstraumatologie und Sturzprophylaxe ins gesellschaftliche Bewusstsein, haben Experten erkannt, dass bei der medizinischen Versorgung von Senioren mit Knochenbrüchen infolge von Stürzen gerade die interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen Fachabteilungen wichtig ist.
Am Prosper-Hospital in Recklinghausen wird derlei multidisziplinäre Behandlung dabei bereits seit Jahren praktiziert. „Wir Unfallchirurgen“, sagt etwa Priv.-Dozent Dr. Alexander Joist (49), Chefarzt der Fachklinik im Hause, „versorgen den Bruch. Aber anschließend muss der Patient wieder laufen lernen – und das zügig.“
Konkret: Die Mobilisation der Senioren beginnt bereits im Bett. Unter Anleitung von Physio- und Ergotherapeuten trainieren die Patienten sowohl ihre Kraft als auch ihre Ausdauer. Sie werden geschult in ihrer Schrittsicherheit und fit gemacht für den Alltag nach ihrem Krankenhaus-Aufenthalt, erläutert Dr. Klaus Siebert (53), Chefarzt der Geriatrie am Prosper-Hospital, wesentliche Bausteine der im Hause praktizierten Therapie.
Darüber hinaus gilt es gerade bei Stürzen von Senioren zu klären: Was ist der Grund fürs Hinfallen? Ist der Betroffene womöglich nur auf irgendetwas ausgerutscht? Wurde ihm ganz plötzlich schwindelig? Weiß er selbst keinen Grund? Verliert er womöglich sogar regelmäßig die Balance, hat so genannte Sturzattacken? Denn: „Nur mit einer Sturzdiagnostik“, so Dr. Siebert, „lassen sich weitere Stürze vermeiden.“ Zum Beispiel, indem im eigenen Zuhause Stolperfallen wie lose herumliegende Teppiche entfernt werden. Oder auch durch eine angemessene medikamentöse Therapie.
Warum aber haben Stürze im Alter überhaupt so oft Knochenbrüche zur Folge? Nun: Anders als junge Menschen könnten Senioren sich beim Verlust des Gleichgewichtes oft nicht mehr adäquat abfangen, nennt Dr. Joist eine entscheidende Ursache: „Der ältere Mensch stürzt häufig ungebremst.“ Zudem seien die Knochen von 70-, 80-Jährigen auch nicht mehr so belastbar wie die junger Erwachsener. Stichwort: Knochendichte, Osteoporose.
Allein: Dass selbst ein mit schwer wiegenden Folgen einhergehender Sturz im Alter nicht den Anfang vom Ende bedeutet, sondern dass Betroffene rasch wieder auf die Beine kommen, das, so Dr. Joist, sei das medizinische Ziel.