Düsseldorf. Stress, Überstunden, Burn-Out: Viele Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst in NRW gehen frühzeitig in Pension. Besonders stark betroffen von beruflichem Stress sind laut einer Befragung Beamte im Strafvollzug. 57 Prozent der Mitarbeiter müssen dort wegen Dienstunfähigkeit früher aufgeben.
Nicht einmal jeder zweite Beschäftigte im Landesdienst arbeitet bis zur regulären Altersgrenze. Knapp 55 Prozent der Beamten und Angestellten in NRW scheiden früher aus, weil sie krank sind oder sich auf Antrag vorzeitig pensionieren lassen.
Doch beruflicher Stress und seelische Belastung wirken sich völlig unterschiedlich aus. Besonders stark betroffen sind Beamte im Justizvollzug.
Hohe Krankenstände und Dienstunfähigkeit weit über dem Durchschnitt schreiben die Mitarbeiter ihrer großen Belastung in den Haftanstalten zu. Das Land befragte 3500 Bedienstete. Viele berichteten von einer „steigenden Zahl psychisch kranker und stark verhaltensauffälliger Gefangener, die sehr anstrengender Intensiv-Betreuung bedürfen“. Folge: Nur jeder vierte Beschäftigte im Justizvollzug erreicht die Regelaltersgrenze. 57 Prozent müssen wegen Dienstunfähigkeit früher aufgeben.
Überstunden und ständige Erreichbarkeit machen krank
Nach Angaben der Landesregierung gibt es keine wissenschaftlich überprüften Modelle, wie Krankheitsausfälle oder Frühpensionen zu reduzieren wären. Das Innenministerium verweist aber auf den Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK von 2012. Danach hat sich die Zahl psychischer Erkrankungen seit 1994 mit 120 Prozent mehr als verdoppelt. Die Autoren folgern, dass Überstunden oder ständige Erreichbarkeit immer mehr Arbeitnehmer krank machen. „Grenzen zwischen Job und Privatleben verschwimmen“, heißt es.
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Im Schuldienst arbeiten nur 34 Prozent bis zur Pensionsgrenze
Beamten der Steuerfahndung bietet das Land ein Hilfsprogramm an, um „posttraumatische Belastungsstörungen“ zu vermeiden. In der Finanzverwaltung arbeiten nur 37 Prozent der Beschäftigten bis zur normalen Pensionsgrenze, im Schuldienst sind es 34 Prozent. Den besten Wert schaffen die Hochschulen. Dort sind über 90 Prozent bis zur vorgesehenen Altersgrenze im Dienst.
FDP fordert "aktives Gesundheitsmanagement"
Der Krankenstand in der Landesverwaltung lag nach einem Bericht aus dem Jahre 2011 bei 7 Prozent – ohne die Bereiche Justiz und Schule. Nach Rechnung von FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel, der die Daten erfragt hatte, entspricht diese Quote bei 287.000 Bediensteten einem Arbeitsvolumen von rund 20.000 Stellen. „Das verursacht Überstunden oder erfordert Vertretungskräfte“, so Witzel. Im Sinne der Betroffenen, aber auch zur Entlastung des Haushalts wäre ein „aktives Gesundheitsmanagement“ wünschenswert.