Düsseldorf. . Einerseits arbeiten die Lehrer heute im Schnitt über drei Jahre länger als noch vor zwölf Jahren, andererseits fühlt aber heute erst nur jeder dritte Lehrer sich in der Lage, bis 65 zu arbeiten. Die NRW-Landesregierung will jetzt prüfen, wie groß die psychische Belastung ist und wie sie gelindert werden kann.
Nur 38 Prozent der Lehrer in NRW erreichen bei der Pensionierung die Regelaltersgrenze von 65 Jahren. 2010 schieden 22,9 Prozent der Lehrer wegen Dienstunfähigkeit aus – häufige Gründe waren psychische und psychosomatische Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen und „Burn-out“ durch Stress.
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will die Ursachen für das vorzeitige Ausscheiden ergründen. Im März startet eine erste Erhebung bei Lehrern im Regierungsbezirk Düsseldorf, bei der die psycho-soziale Belastung ermittelt werden soll.
Laut Schulministerium gingen 2010 insgesamt 4895 Lehrer in Pension. In 1120 Fällen schieden Lehrer wegen Dienstunfähigkeit aus, weitere 720 Pädagogen gingen wegen einer Schwerbehinderung früher in Pension. Ein Viertel der Lehrer wurde auf eigenen Antrag zwischen dem 63. und 65. Lebensjahr pensioniert.
Viele gehen am Ende in Teilzeit
In der Antwort auf eine FDP-Anfrage verwies Löhrmann auf eine Studie der Krankenkasse DAK, wonach bundesweit über 40 Prozent der befragten Lehrer angegeben haben, dass ihr Gesundheitszustand nicht ausreiche, um bis 65 zu arbeiten. Zudem würden immer mehr Lehrer in Teilzeit wechseln. Der Vorsitzende der Gewerkschaft VBE, Udo Beckmann, macht die „hohe Unterrichtsverpflichtung, zu große Klassen und die immer heterogenere Schülerschaft“ für die psychische Belastung verantwortlich. „Den älteren Kollegen muss die Möglichkeit eines flexibleren Übergangs in den Ruhestand gewährleistet werden“, so Beckmann zur WAZ. Derzeit gehen Lehrer im Schnitt mit knapp 62 Jahren in den Ruhestand. 1999 schieden Lehrer im Schnitt mit 58 Jahren aus.
Herbe Abschläge bei Frühpensionierung seit 2001
Nach der 2001 erfolgten Einführung von Abschlägen bei der Frühpensionierung aufgrund von Dienstunfähigkeit vor Vollendung des 63.Lebensjahres ist die Zahl der vorzeitigen Pensionierungen bundesweit rückläufig. Im Jahr 2000 waren laut Statistischem Bundesamt 64 Prozent der Pensionierungen wegen Dienstunfähigkeit erfolgt. In NRW schieden 2001 von 4381 pensionierten Lehrer noch 2573 wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig aus. Heute müssen Lehrer, die drei Jahre früher ausscheiden, eine Kürzung der Pension um 10,8 Prozent hinnehmen.