London. Rothaarige haben ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs. Zum einen bietet ihre helle Haut weniger Schutz vor UV-Strahlung, zum anderen fördert der gelbliche Farbstoff die Krebsentstehung zusätzlich. Menschen mit heller Haut sollten daher besonders auf Sonnenschutz achten.
Rothaarige sind in Bezug auf ihr Hautkrebsrisiko doppelt benachteiligt: Ihre helle Haut bietet nicht nur weniger Schutz vor UV-Strahlung, der gelbliche Farbstoff darin fördert die Krebsentstehung zudem noch zusätzlich - und dies auch völlig ohne UV-Licht. Diesen Zusammenhang haben US-Forscher jetzt mithilfe verschiedenfarbiger Mäuse entdeckt. Jetzt müsse dringend geklärt werden, mit welchen Maßnahmen man diesem bisher unbekannten zweiten Risikofaktor begegnen könne, um Rothaarigen den optimalen Schutz vor Hautkrebs bieten zu können, schreiben Devarati Mitra vom Massachusetts General Hospital und ihre Kollegen im Fachmagazin "Nature".
Der UV-Anteil des Sonnenlichts ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs. Um sich davor zu schützen, bildet die Haut das Pigment Melanin, das es in zwei Varianten gibt: das braun-schwarze Eumelanin und das rötlich-gelbe Phäomelanin. Bei dunkelhaarigen Menschen und bei solchen, die schnell braun werden, überwiegt das Eumelanin. Sie sind vergleichsweise gut vor den schädigenden UV-Strahlen geschützt. Bei Rothaarigen mit einer sehr hellen, zu Sommersprossen neigenden Haut dominiert das Phäomelanin, das sehr viel schlechter vor UV-Licht schützt. Diesem Unterschied schrieben Mediziner es bisher zu, dass das Risiko für Hautkrebs bei Rothaarigen höher ist als bei allen anderen Menschen.
Hohes Melanomrisiko trotz Sonnenschutz
Es gibt allerdings Befunde, die sich allein mit dem fehlenden UV-Schutz nur schlecht oder gar nicht erklären lassen. So schützen Sonnencremes mit hohen Lichtschutzfaktoren Rothaarige zwar vor dem sogenannten hellen Hautkrebs, das Risiko für den bösartigeren Schwarzen Hautkrebs, auch Melanom genannt, beeinflussen sie aber kaum. Zudem treten Melanome bei ihnen im Gegensatz zum hellen Hautkrebs häufig auch an Körperstellen auf, die nur sehr selten oder gar nicht der Sonne ausgesetzt sind.
Die Forscher um Mitra vermuteten daher, dass es neben dem UV-Licht noch einen weiteren Faktor geben müsse, der das Melanomrisiko bei Rothaarigen erhöht. Um diesen Faktor zu identifizieren, untersuchten sie drei Arten von Mäusen: eine Kontrollgruppe mit dunklem Fell, bei der die Melanin-Produktion uneingeschränkt funktionierte, eine Testgruppe mit einem gelb-goldenen Haarkleid, die ausschließlich das helle Phäomelanin bildete, und eine zweite Testgruppe mit farblosem Fell, die überhaupt kein Melanin produzieren konnte. Zusätzlich schleusten die Wissenschaftler ins Erbgut aller Mäuse ein Gen ein, das die Entstehung von Melanomen fördert und häufig bei Menschen mit Schwarzem Hautkrebs zu finden ist.
Schnellere Tumorentstehung bei den gelblichen Mäusen
Obwohl die Tiere unter künstlichem Licht ohne UV-Anteil gehalten wurden, bildeten sich bei den goldenen Mäusen bereits nach sehr kurzer Zeit Melanome, die nach nicht einmal 50 Tagen die ersten Todesopfer forderten. Die pigmentlosen Mäuse begannen - wie die Kontrollmäuse auch - erst viel später, überhaupt Tumoren zu entwickeln. Zudem schritt bei ihnen die Krankheit deutlich langsamer voran. Die Forscher schlossen daraus, dass das gelbliche Phäomelanin selbst krebserregend oder zumindest krebsfördernd sein muss - eine These, die sich in weiteren Versuchen bestätigte. Blockierten die Wissenschaftler die Bildung des Pigments, sank das Krebsrisiko der Mäuse wieder auf das Niveau der anderen beiden Gruppen.
Wie genau der Farbstoff die Krebsentstehung fördert, können die Forscher noch nicht sagen. Er scheint zwar die Menge an besonders reaktionsfreudigen Sauerstoffverbindungen, besser bekannt als freie Radikale, zu erhöhen. Bevor jedoch nicht genau geklärt sei, was dabei passiert, könne man keine Empfehlung aussprechen, wie Rothaarige sich besser vor Hautkrebs schützen können, schreibt das Team. Es sei denkbar, dass eine künstliche Erhöhung der Eumelanin-Menge durch Cremes hilfreich sei oder aber die Behandlung mit Antioxidantien. Vorläufig könne man aber nur betonen, dass Menschen mit sehr heller Haut sehr viel mehr als andere auf ausreichenden UV-Schutz achten müssen - und dass sie möglichst regelmäßig ihre Haut vom Hautarzt untersuchen lassen sollten. (dapd)