Oberhausen. .

Rund 450 Hebammen, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger kamen am Samstag in die Luise-Albertz-Halle, um dort beim Neujahrs-Symposium Erfahrungen auszutauschen.

Das eigene Kind kurz nach der Geburt zum ersten Mal in den Armen halten – das wohl größte Glück für frischgewordene Eltern und der Verdienst medizinischer Fachkräfte, für die Fortbildung und Wissenserweiterung stets unerlässlich sind.

Organisiert wird das Symposium bereits seit sechs Jahren vom Evangelischen Krankenhaus (EKO), in dessen Klinik für Geburtshilfe im letzten Jahr allein 1500 Kinder zur Welt gebracht worden sind. „Diese Zahl ist stabil, sogar leicht steigend“, berichtet Prof. Dr. med. Stephan Böhmer (51), Chefarzt der Frauenklinik am EKO.

Stabile Geburtenzahlen

Trotz stabiler Geburtenzahlen an der Klinik, auch hier sind die Tätigkeiten der Hebammen vielfältiger geworden. Der Bedarf in der Vor- und Nachsorge sei deutlich gestiegen, erklärt Dr. Böhmer. Grund dafür sei u. a. die Änderung des Familienmodells: Während früher Großeltern mit im Haus lebten und Tipps gaben und praktische Aufgaben übernahmen, stehen junge Eltern heute oft allein mit ihren Fragen da. Ein Problem, um das sich auch die Stadt verstärkt kümmert, zum Beispiel mit dem Projekt „KIM“ (Kinder im Mittelpunkt, Ziel: alle Eltern und ihre Neugeborenen zu besuchen) wie Bürgermeister Klaus Wehling bei seiner Begrüßung betonte.

Auch der Ort der Entbindung, der Kreißsaal hat einen starken Wandel erfahren: Die Utensilien für medizinische Eingriffe sind in Wandschränken versteckt und freundliche Farben sorgen für eine „Wohnzimmeratmosphäre“.

Frauen sollen sich wohlfühlen

„Die Frauen sollen sich bei der Geburt wohlfühlen“, weiß Dr. Böhmer. Ein Zustand, für den auch die Hebamme mit verantwortlich sei.

Nadja Zander (34) ist seit 10 Jahren als Geburtshelferin am EKO tätig und berichtet: „Bei Fragen der Pränataldiagnostik sollte jede Hebamme einen ethischen Standpunkt haben, also für sich selbst beurteilen können: Was ist lebenswert?“ Denn bei bedenklichen Befunden seien es immer auch die Hebammen, deren Meinung eingeholt werde. Das EKO arbeitet in dieser Hinsicht eng mit der Konfliktberatungsstelle für Schwangere „donum vitae“ zusammen.

„Insgesamt haben sich die Anforderungen verändert“, resümiert Nadja Zander. „Hebammenkunde wird inzwischen auch als Studiengang angeboten.“ Außerdem bieten sich für Entbindungshelferinnen diverse Fortbildungen, z.B. zum Thema Akupunktur. Der Berufshorizont erweitert sich. So hat Nadja Zander eine Weiterbildung zur Sexualpädagogin gemacht und klärt nun freiberuflich in Schulen über Verhütung auf.

Trotz dieser Neuerungen bleibt das Problem der Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen (bei festen Mitarbeiterinnen übernimmt das die Klinik): Die Beiträge übersteigen fast den Verdienst, weshalb viele ihre Tätigkeit niederlegten.