Essen. Der Wassermangel in Teilen der Welt wird laut UNICEF immer mehr zum Politikum. UNICEF zufolge haben in Indien trotz Wirtschaftswachstum weniger als 50 Prozent der Haushalte Zugang zu einfachen Latrinen. Bewaffnete Auseinandersetzungen um Wasser seien keine abwegigen Szenarien.

Der Mangel an sauberem Wasser sowie schlechte sanitäre Verhältnisse sind laut UNICEF Hauptursachen für Krankheiten in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Insbesondere Kinder leiden unter den Folgen, wie das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Berlin bei der Vorstellung seines Jahresreports 2012 mitteilte.

Täglich sterben demnach rund 3.000 Kinder, 1,1 Millionen pro Jahr, infolge der schlechten hygienischen Bedingungen an Durchfallerkrankungen. Auch die Unterernährung bei Kindern sei oftmals Folge von durch mangelnde Hygiene verursachten chronischen Darmerkrankungen, da Nahrung nur noch unzureichend aufgenommen werden könne.

Anlässlich der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro vom 20. bis 22. Juni 2012 wies Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF-Deutschland, darauf hin, dass sauberes Wasser und eine bessere Hygiene eine Investition in die Gesundheit und Bildung der Kinder und damit der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung seien.

2,5 Milliarden Menschen ohne sanitäre Einrichtungen

Heraeus zufolge haben mindestens 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. 2,5 Milliarden Menschen stehen zudem keine angemessenen sanitären Einrichtungen zur Verfügung.

Die Folgen für die betroffenen Länder seien verheerend. Die Kosten, die beispielsweise den afrikanischen Ländern südlich der Sahelzone daraus entstünden, etwa für die Behandlung von Krankheiten, beliefen sich auf geschätzte fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts.

Fortschritte erreichen nicht die Ärmsten

Die wirtschaftlichen Verluste für Indien werden laut Heraeus von der Weltbank auf 53,8 Milliarden US-Dollar (rund 42 Milliarden Euro) jährlich veranschlagt. Am Beispiel Indien, das sich zum Hightech-Standort entwickle, zeige sich besonders deutlich, dass Fortschritte die Ärmsten nicht erreichten.

Laut UNICEF haben landesweit weniger als 50 Prozent der Haushalte Zugang zu einfachen Latrinen. Auf der einen Seite verfügten 98 Prozent der wohlhabenden Familien in Indien über sanitäre Einrichtungen. Andererseits ist das ärmste Fünftel der Bevölkerung davon nahezu vollständig ausgeschlossen.

Bewaffnete Konflikte um Wasser werden zunehmen

Der Wassermangel in Teilen der Welt wird laut UNICEF auch mehr und mehr zum Politikum. Je knapper das Wasser in vielen Regionen werde, umso mehr steige die Gefahr von Auseinandersetzungen um die wertvolle Ressource. Das fange beim Streit um einen Brunnen an und reiche bis zu bewaffneten Kämpfen. Bis 2025 könnte demnach die Zahl der von absoluter Wasserarmut betroffenen Länder auf 38 steigen.

Hilfe soll unter anderem das UN-Programm "Wasser wirkt" bringen. Das Kinderhilfswerk plant dabei, bis 2015 einer halben Million Kinder in Afrika und Asien Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen.

Mehr Anstrengungen der Regierungen

Aber auch die Regierungen müssten mehr Anstrengungen unternehmen. Zwar sei das Menschenrecht auf sauberes Wasser inzwischen offiziell anerkannt. Kritik äußerten die UNICEF-Vertreter am Mittwoch aber unter anderem daran, dass bei der Überwachung der Millenniumsziele für Wasser wichtige Faktoren wie die Wasserqualität und die ordnungsgemäße Abwasserentsorgung nicht erfasst würden. (dapd)