Mannheim. Spenderblut könnte dank dem demografischen Wandel knapp werden. Der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen will dem vorbeugen und neue Spendergruppen ansprechen, unter anderem Menschen aus Einwandererfamilien.

Der demografische Wandel könnte die Versorgung mit Spenderblut verschlechtern. Um dem vorzubeugen, will der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen neue Spendergruppen ansprechen, unter anderen Menschen aus Einwandererfamilien.

Der Abteilungsleiter am Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie in Mannheim, Michael Müller-Steinhardt, betont im dapd-Interview die Wichtigkeit von Blutspenden für die moderne Medizin. Der 45-Jährige hofft, dass auch in Zeiten des demografischen Wandels die Zahl der Blutspender gehalten werden kann.

Herr Müller-Steinhardt, Sie haben darauf hingewiesen, dass es künftig weniger Spender geben könnte. Was ist der Grund dafür?

Michael Müller-Steinhardt: Tatsächlich steht die Medizin aufgrund des demografischen Wandels vor großen Herausforderungen. Doch wir haben nicht nur das Problem, dass es aufgrund des Geburtenrückgangs in Deutschland künftig weniger junge Spender geben könnte, auch die Anzahl der Menschen, die Blutspenden in Anspruch nehmen - nämlich die Älteren - nimmt zu. Insofern werden wir uns etwas einfallen lassen müssen.

Hinzu kommt, dass Spenderblut auch bei einer wachsenden Anzahl medizinischer Behandlungen benötigt wird?

Müller-Steinhardt: Das stimmt. Die Blutspende ist unverzichtbar für die moderne Hochleistungsmedizin. Vor allem in der Krebstherapie und in der Unfallchirurgie ist der Bedarf an gespendetem Blut sehr hoch - und dürfte noch steigen. Schon jetzt werden täglich 15.000 Blutspenden in Deutschland benötigt, um den Bedarf an Blutprodukten zu decken.

Ab wann wird es denn kritisch für die Kliniken und ihre Patienten?

Müller-Steinhardt: Es gibt Prognosen, wonach schon von 2015 an langsam das Risiko von Versorgungsengpässen steigt. Sollten wir nichts ändern, wird sich das Problem innerhalb der kommenden 20 Jahre verschärfen. Aber soweit muss es nicht kommen. Es gibt auch gute Nachrichten. So spenden aktuell nur vier Prozent der dafür geeigneten Personen in Deutschland Blut. Es gibt also ein großes Reservoir möglicher Spender. Wir müssen sie nur mobilisieren.

Gibt es schon entsprechende Konzepte?

Müller-Steinhardt: Wir müssen den Menschen klarmachen, dass es sich um einen wichtigen Dienst am Gemeinwohl handelt, den jeder von uns womöglich eines Tages selbst in Anspruch nehmen muss. Außerdem arbeiten wir heute schon daran, Gruppen zu mobilisieren, die bisher noch unterrepräsentiert sind, wenn es um das Blutspenden geht. Beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund.

Wie kann man diese Menschen erreichen?

Müller-Steinhardt: Wir haben beispielsweise in Mannheim damit begonnen, mit Verbänden und Vereinen zu kooperieren. So werden etwa in den verschiedenen Moscheen regelmäßig Aufrufe zum Blutspenden verbreitet. Wir gehen daher davon aus, dass künftig mehr Zuwanderer zur Blutspende gehen. (dapd)