Berlin. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) bemängelt Kontrolldefizite beim Vetrieb von Power-, Schlankheits- und Potenzmitteln im Internet. Die Kontrolle des Vertriebs der teilweise “illegalen und hochgradig gesundheitsschädlichen Substanzen“ sei derzeit nicht problemlos möglich.
Viele im Internet erhältliche Schlankheitsmittel, Energiepillen und Potenzpräparate sind Verbraucherschützern zufolge schädlich für die Gesundheit. Bei einem Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW wurden in jedem dritten exotischen Power-, Schlankheits- und Potenzmittel "illegale und hochgradig gesundheitsschädliche Substanzen" gefunden, wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) am Mittwoch in Berlin mitteilte.
Die Ergebnisse wiesen auf massive Kontrolldefizite auch im Netz hin. Eine Neujustierung der Lebensmittelüberwachung "weg von föderaler Kleinstaaterei" sei überfällig. Die Düsseldorfer Verbraucherzentrale nahm nach eigenen Angaben rund 70 online vertriebene Produkte ausländischer Herkunft unter die Lupe, die schlank, fit, stark und potent machen sollen.
"Das Ergebnis war abenteuerlich", erklärte die Projektleiterin Angela Clausen. Neben dem Fund gesundheitsschädlicher Substanzen in jedem drittem der sogenannten Nahrungsergänzungsmittel fehlten demnach bei vier von fünf Präparaten die vorgeschriebenen Warnhinweise. Der vzbv-Vorstand Gerd Billen forderte "mehr Durchgriffsmöglichkeiten" für den Bund, "um übergeordnete Probleme wie den Internethandel zu lösen".
Gewerbeämter überfordert
Für eine effiziente und schlagkräftige Lebensmittelüberwachung sei unter anderem eine Neuordnung der Zuständigkeiten von Bund, Ländern und Gemeinden erforderlich, mahnten die Verbraucherschützer. Ein für den überregionalen Markt produzierendes Unternehmen könne nicht von einer kommunalen Behörde geprüft werden.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) müsse nun die Zügel bei der Neuordnung der Lebensmittelüberwachung anziehen, forderte Billen. Notfalls müsse der Bund dies gegen den Willen der Länder durchsetzen. Auch der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, beklagte dem vzbv zufolge, dass im Internet täglich "neue Firmen mit neuen und dubiosen Produkten" auftauchten.
Bei der Überwachung des Netzes seien die Gewerbeämter hoffnungslos überfordert - viele Produkte rutschten durch das Kontrollsystem. "Aber auch jenseits des Internet fehlt es an Personal und Ausstattung", unterstrich Müller. 1500 zusätzliche Lebensmittelkontrolleure seien erforderlich, um die vielfältigen Überwachungsaufgaben erledigen zu können. (afp)