1. Wittener Medizinforum unserer Zeitung. Über Gründe für Erektionsstörungen und wie sie zu behandeln sind diskutierten Ärzte mit dem Publikum im Lukaszentrum

Erektionsstörungen – rund 5,5 Millionen Männer in Deutschland leiden darunter. Aber nur zehn Prozent davon begeben sich in Behandlung. Höchste Zeit also, über dieses Thema, das oft immer noch als Tabu gilt, offen zu reden. Das erste Wittener Medizinforum – veranstaltet von unserer Zeitung, dem Evangelischen Krankenhaus, dem Marien-Hospital und der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft (ÄQW) – bot dazu Gelegenheit.

Und die hohe Resonanz – über 80 Gäste aller Altersgruppen kamen ins Lukaszentrum – bewies, wie hoch der Redebedarf zu diesem Thema ist. Den drei ärztlichen Referenten (die Doktoren Matthias Bongert, Igor Sonak und Andreas Wiedemann) als auch Moderator Jürgen Augstein (Leiter der WAZ/WR-Redaktion Witten) gelang es, eine entspannte, vertrauensvolle Atmosphäre für Nachfragen des Publikums zu schaffen.

Darunter waren auch einige Frauen. Schließlich gehören sie ebenfalls zu den Leidtragenden, wenn's beim Partner im Bett nicht klappt. Das zeigte auch die von einem der Referenten eingeblendete Statistik, die aber auch Hoffnung gab: Belegte sie doch, dass mit der erfolgreichen Behandlung der Erektionsstörung die sexuelle Zufriedenheit der Partnerinnen proportional wächst.

Für Kopfschütteln sorgte denn auch, dass jemand aus dem Publikum erzählte, sein Arzt habe gesagt, „mit 69 Jahren wird's einfach weniger”, und so Erektionsstörungen in diesem Alter fast schon als normal hingestellt habe. Dem widersprach Dr. Wiedemann, Chefarzt der Klinik für Urologie am Evangelischen Krankenhaus: „Das ist ein Vorurteil. Wir wissen, dass es doch geht. Deshalb müssen wir den Patienten dahingehend untersuchen. Wenn wir die Ursache für die Störung gefunden haben, dann können wir sie behandeln.”

Neben starkem Konsum von Nikotin und Alkohol sowie erheblichem Übergewicht seien Diabetes, Herzerkrankungen und Bluthochdruck oftmals die Gründe für Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion, so der Fachbegriff), erklärten die Referenten. Dabei käme es häufig vor, dass bei Erektionsstörungen eine nichterkannte Herzerkrankung vorliege. „Die Wünschelrute des Herzens ist der Penis”, so bildlich beschrieb es Dr. Wiedemann.

Ob Erektionsstörungen heilbar seien, wenn man Risikofaktoren wie Alkohol oder Zigaretten meide, so eine Frage aus dem Publikum. „Eine Verbesserung ist auf jeden Fall zu erwarten”, bestätigte Dr. Bongert, niedergelassener Urologe in Witten.

Zunächst solle sich jeder fragen: Was kann ich tun? Schon ein Stunde Spazierengehen täglich verbessere die Durchblutung deutlich, so Dr. Wiedemann. Ob denn durch Mikrochirurgie auch eine Erweiterung der Gefäße des Penis' und so dessen bessere Durchblutung möglich sei, wollte ein Zuhörer wissen. „Das wäre exzellent”, so der Arzt, „ist aber beim Penis noch nicht möglich”.

Ein anderer Zuhörer wollte wissen, wie hoch der Anteil psychischer Störungen an Erektionsstörungen sei. „Etwa 40 Prozent”, so Dr. Bongert. Bevor der Arzt also zu Medikamenten greife, sei es wichtig, mit dem Patienten zu sprechen. Wenn dieser von psychischen Stressfaktoren wie Partnertrennung oder Arbeitslosigkeit erzähle, müsse der Arzt hellhörig werden. Der Mediziner sei in solchen Situationen auch als eine Art Gesprächstherapeuth gefragt.