New York. . Amerikanische Forscher haben eine neue Möglichkeit gefunden, mit Wachkoma-Patienten zu kommunizieren - mit Hilfe von Elektroenzephalografie-Geräten. Diese sind billiger und flexibler. Untersuchung und Therapie könnten so vereinfacht werden: ein Lichtblick für die Angehörigen.

Für die Angehörigen von Wachkoma-Patienten gibt es einen neuen Lichtblick: Mit relativ einfachen Mitteln können einer neuen Untersuchung zufolge Hinweise darauf gefunden werden, ob die Betroffenen vielleicht doch wahrnehmen, was um sie herum passiert, und möglicherweise sogar kommunizieren können. Die Forscher setzten die Elektroenzephalografie (EEG) ein, um die Aktivitäten des Gehirns zu messen.

Bei drei von 16 anscheinend nicht ansprechbaren Patienten ergaben die Messungen ein anderes Bild: Die Menschen verstanden, was sie gesagt bekamen und konnten einfachen Anweisungen Folge leisten. EEG-Geräte sind weitaus leichter einsetzbar und billiger als die Magnetresonanztomografie (MRT), mit der in früheren Studien eine gewisse Wahrnehmungsfähigkeit bei manchen Wachkoma-Patienten nachgewiesen wurde. Sie könnten direkt neben dem Bett des Betroffenen platziert werden und sind viel flexibler.

Sollte sich die Anwendung von EEG bewähren, könnten so nach Ansicht der Experten in vielen Fällen logistische Schwierigkeiten umgangen werden, auch der potenziell gefährliche Transport von Patienten zu MRT-Einrichtungen könnte vermieden werden. "Wir bringen die Messung in die Gesellschaft, zu den Patienten", erklärte Damian Cruse von der Universität von Western Ontario in Kanada, einer der Autoren der neuen Studie, die auf der Website des Fachmagazins "Lancet" veröffentlicht wurde. "Wir können ans Bett kommen und herausfinden, welcher Grad von Wahrnehmungsfähigkeit noch vorhanden ist."

Keine Aussage über Genesungswahrscheinlichkeit

Für einige - wenngleich vermutlich wenige - Patienten könnte die Methode auch eine Möglichkeit zur Kommunikation bieten, erklärten Cruse und sein Kollege Adrian Owen. Damit könnten die Menschen Einfluss auf ihre Behandlung nehmen oder mitteilen, ob sie Schmerzen haben und was sie brauchen. Den Ärzten könnte sich so außerdem die Chance eröffnen, herauszufinden, welche mentalen Fähigkeiten sonst noch erhalten sind. Für einen routinemäßigen Einsatz sei es jedoch noch zu früh, betonte Owen.

Im Wachkoma fallen das Großhirn oder große Teile davon aus. Die Betroffenen wirken wach und zeigen Reflexe, haben aber in den meisten Fällen vermutlich kein Bewusstsein. Bei den EEG-Tests werden Elektroden am Kopf des Patienten befestigt, deren Messungen Rückschluss auf die Gehirnaktivitäten ziehen lassen. Den Patienten in der Studie wurde aufgetragen, sich vorzustellen, wie sie ihre rechte Hand zur Faust ballen oder ihre Zehen bewegen. In drei Fällen waren positive Gehirnsignale zu verzeichnen.

Weitere Wege müssen gesucht werden

Dabei war nach Ansicht der Wissenschaftler nicht auszuschließen, dass noch mehr Patienten bei Bewusstsein waren, aber keine entsprechenden Gehirnströme messbar waren. Denn bei einem Vergleichstest bei Gesunden produzierten drei von zwölf Teilnehmern auf die Befehle hin keine messbaren Signale. Einen Grund dafür konnten die Forscher nicht nennen. Was positive Signale über die Wahrscheinlichkeit einer Genesung aussagen, ist nach Ansicht von Paul Matthews vom Imperial College in London allerdings unklar.

Eine ganze Reihe von Fragen seien noch unbeantwortet, sind sich die Wissenschaftler einig. Doch die Ergebnisse sind ein "wirklich wichtiger erster Schritt", wie Joseph Giacino vom Spaulding-Rehabilitationszentrum in Boston betonte. Positive Messungen könnten die Bemühungen um Rehabilitation stützen und die Ärzte ermutigen, nach weiteren Wegen zu suchen, mit den Patienten zu kommunizieren. (dapd)