Langenberg. . Marcel Fichtner war 15 Jahre jung, als ein Sportunfall sein leben radikal veränderte. Zurück aus dem Wachkoma bestimmen jetzt Therapien das Leben des heute 17-Jährigen.

Am 20. September 2009 änderte sich das Leben für den damals 15-jährigen Marcel Fichtner dramatisch: Bei einem Lehrgang des Tischtennis Kreises Wuppertal-Niederberg brach Marcel beim Aufwärmtraining wegen eines Herzstillstands zusammen, wurde ins Klinikum Niederberg gebracht, und als nach zwölf Stunden keine Besserung des Zustandes eintrat, ins Essener Uni-Klinikum verlegt. Fünf Wochen lag er dort auf der Intensivstation und konnte dann als Wachkomapatient in die Reha-Klinik in Hattingen-Holthausen gefahren werden. Ende Januar 2010 wachte der Junge, der Tag für Tag von seiner Mutter betreut wurde, aus dem Koma auf – allerdings in einer für ihn neuen Welt.

Er konnte nicht sprechen, laufen oder essen. Alle Körperfunktionen mussten neu aktiviert werden. Und Marcel kämpfte sich tapfer durch Rehamaßnahmen; immer tatkräftig durch seine Mutter unterstützt. Aber auch Klassenkameraden von der Heinrich-Kölver-Realschule, die Tischtennisfreunde der Langenberger SG, seinem Heimatverein, und des TuS Neviges (heute Union Velbert) hörten von dem Schicksalsschlag. Beide Vereine eröffneten ein Spendenkonto für besondere Therapien, die von der Krankenkasse nicht bezahlt werden.

Besonders die Reittherapie macht Marcel richtig Spaß

Die sind nicht unerheblich: Neben den Kassenleistungen wie Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie wurden zur Verbesserung die Craniosacral Therapie, eine alternativmedizinische Behandlungsform, die aus der Osteopathie entwickelt wurde, angewendet. Besonders die Reittherapie in der Diakonie Bleibergquelle macht Marcel richtig Spaß. Darüber spricht er auch selbst, wenn auch langsam: „Ja, jeden Freitag!“

„In der Tat macht das Sprechen langsame Fortschritte,“ erläutert seine Mutter, „auch die Beweglichkeit wird besser.“ Seit wenigen Wochen steht der Rollstuhl nun nicht mehr in der Wohnung. Marcel ist jedoch auf Hilfe immer angewiesen. Er geht nun, wenn auch langsam und vorsichtig, in der Wohnung.

Reha-Maßnahmen im „Adeli Medical Center“

Die Herbstferien verbrachten Mutter und Sohn in der Slowakei im „Adeli Medical Center“. Täglich gab es dort Reha-Maßnahmen. „Die Kosten dort sind weitaus geringer als hier“, erklärte Karin Fichtner die weite Reise für die Intensivrehabilitation und stellt fest: „Die Maßnahmen wie Biofeed-back auf Basis von EEG und einer Sauerstofftherapie zeigen erste Erfolge.“ Jetzt wird Marcel wieder mit dem Schulbus zur LVR Förderschule nach Wuppertal gefahren, um dort auch die körperliche und motorische Entwicklung weiter zu fördern.

LSG will helfen

Marcel Fichtner begann 2005 mit dem Tischtennis bei der Langenberger SG. Wechselte dann zum SV Bayer Wuppertal, als die LSG kein der Leistung des talentierten Jugendlichen entsprechendes Team stellen konnte. Die LSG hat bei der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert ein Spendenkonto zur Unterstützung von Marcel Fichtner: Konto.-Nr. 26 01 04 70 (BLZ 334 500 00), Stichwort „Marcel Fichtner“.

Marcel freut sich aber vor allem bei Besuchen von Freunden oder des ehemaligen Klassenlehrers Matthias Klein von der HKS; auch das Kommen seines Schulfreundes Robin Luthe hinterlässt nachhaltige Freude bei dem weiter tapfer für eine bessere Zukunft kämpfenden Jungen. Günter Wermbter von der Union Velbert holt Marcel zu Meisterschaftsspielen und trägt damit auch zur Rehabilitation bei.

Dass bei einem Meisterschaftsspiel spontan eine Spendensammlung entstand und später auch vom Gegner ein Betrag einging, zeigt, dass er nicht vergessen ist. „Und das ist bei allen Therapien das Wichtigste“, erklärt Mutter Karin, „der Mensch Marcel darf nicht vergessen werden. Das sage ich jedem Freund, auch wenn er nur für eine Cola mal kurz vorbei kommt. Marcel ist dankbar für jeden, wenn auch Blitzbesuch, auch ohne vorher anzurufen oder sich anzumelden.“ Dankbar erwähnt sie auch die Aufführung des Spektakulums und den Spendenlauf der Kölver Realschule, den letzten Verein, den SV Bayer Wuppertal, für den Marcel spielte, und die vielen Spenden, die unter anderem auch für die Reittherapie benötigt werden.