Paris. . Der Gründer der Skandal-Firma PIP hat ohne Skrupel gehandelt, als er illegales Material für Brust-Implantate verwendete. Gegenüber der Polizei gab Jean-Claude Mas an, aus Kostengründen gehandelt zu haben. Er ordnete an, die Herkunft des Silikons vor TÜV-Prüfern zu vertuschen.

Mehr als 30.000 Frauen tragen seine möglicherweise krebserzeugenden Prothesen in der Brust, aber Jean-Claude Mas ist ohne Reue. Der Gründer des PIP-Konzerns hat zugegeben, den TÜV Rheinland bei der Kontrolle seiner Prothesen jahrelang getäuscht zu haben. Laut dem Protokoll seines Polizeiverhörs im Oktober, das die Nachrichtenagentur AFP in der Nacht zu Freitag veröffentlichte, ordnete der heute 72-Jährige schon 1993 an, vor dem TÜV "die Wahrheit zu verschleiern". Der eigentliche Betrug begann nach Angaben des früheren technischen PIP-Leiters Thierry Brinon 2001 mit der Produktion der Silikoneinlagen, die Mas zum Großteil mit hausgemachtem Billiggel füllen ließ.

"Der TÜV kündigte seinen Besuch zehn Tage vorher an. Es war schon Routine, dass ich die Anweisung gab, alle Unterlagen zu verstecken, die einen Bezug zu dem nicht zugelassenen PIP-Gel hatten", sagte Mas, der seine Firma 2010 auflösen musste, laut dem Protokoll. Seine Angestellten hätten sogar ganze Container verschwinden lassen. Nur ein Viertel seiner Brustprothesen habe das gegenüber dem TÜV angegebene US-Gel Nusil enthalten, sagte Mas. Drei Viertel seien dagegen mit einer viel billigeren hausgemachten Masse gefüllt gewesen.

Billiges Silikon war für die Industrieproduktion bestimmt

Mas ging es nach Angaben seines technischen Leiters Brinon bei dem Betrug lediglich ums Geld. 2009 lagen die Kosten für Nusil bei 35 Euro pro Liter, das hausgemachte PIP-Gel kostete dagegen nur fünf Euro pro Liter. Die billige Füllmasse für die hausgemachten Kissen lieferte der deutsche Chemiegroßhändler Brenntag, der allerdings nach eigenen Angaben darauf hinwies, dass das Silikon nur für die Industrieproduktion bestimmt sei. Laut Brinon sparte PIP nicht nur am Gel, sondern auch an den Hüllen für die Implantate. Das Ergebnis: 2009 wurden Risse an bis zu 40 Prozent der Prothesen gemeldet.

Nach Erkenntnissen der französischen Kontrollbehörde für Medizinprodukte, Afssaps, waren möglicherweise nicht nur drei Viertel, sondern sogar alle PIP-Prothesen Billigprodukte. Bei Kontrollen sei kein einziges Silikonkissen gefunden worden, das in Ordnung gewesen sei, sagte Afssaps-Leiter Dominique Marininchi. Von 1638 entfernten Prothesen seien 1143 gerissen gewesen, 495 hätten zu Entzündungen geführt.

Klage gegen den TÜV Rheinland

Der TÜV Rheinland muss sich am 2. Februar wegen der PIP-Kontrollen vor dem Handelsgericht Toulon verantworten. Das Kölner Unternehmen, das seinerseits vor einem Jahr wegen Täuschung Strafanzeige gegen PIP erstattet hatte, bezeichnete die Klage als "unzulässig und substanzlos".

PIP hatte weltweit hunderttausende Brustimplantate verkauft. Die französischen Behörden empfahlen vor Weihnachten rund 30.000 Trägerinnen von PIP-Prothesen in Frankreich, sich die Kissen herausnehmen zu lassen. Die Afssaps zählt bisher 20 Krebsfälle unter Frauen mit den von Mas produzierten Einlagen. Ein Zusammenhang zwischen der Erkrankung und den Silikonkissen ist aber nicht erwiesen. (dapd/afp)