Essen.. Erst ein Jahr nach der ersten Warnung vor gefährlichen Brustimplantaten des Herstellers PIP hat die Uniklinik Essen ihre Patientinnen informiert. Warum die Klinik mehrere Hundert Frauen so lange im Dunklen ließ, ist unklar. „Wir recherchieren das noch“, heißt es. Die Betroffenen sind beunruhigt.

Der Skandal um die ­gefährlichen Brustimplantate aus Frankreich spitzt sich auch in Deutschland weiter zu. Die von dem Mülheimer Chemikalienhändler Brenntag an die französische Firma PIP gelieferte Dichtungsmasse wurde auch im Essener Universitätsklinikum mehreren hundert Patientinnen eingesetzt. Doch obwohl das Implantat im April 2010 vom Markt genommen wurde und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zeitgleich davor warnte, informierte die Uniklinik ihre Patientinnen erst ein Jahr später.

In Frankreich sind rund 30.000 Patientinnen aufgerufen, sich die Implantate wieder herausoperieren zu lassen, Grund dafür sind acht Fälle von Krebserkrankungen von Frauen, bei denen die Implantate gerissen sind und sich das Gel im Körper verbreitete. Es bestehe zudem das Risiko von Rissen in den Einlagen und von Entzündungen.

Implantate seit der ersten Warnung nicht mehr eingesetzt

Die Uniklinik Essen hatte im April 2011 insgesamt 506 Patientinnen angeschrieben und zu ärztlichen Kontrollen der Implantate aufgefordert, da diese statt medizinischem Kunststoff industrielle Dichtungsmasse ent­hielten, wie sie etwa in Badezimmern verwendet wird. Die Frauen hatten sich in den letzten zehn Jahren vor allem nach Krebserkrankungen einer brustaufbauenden Operation unterzogen.

Warum das Klinikum die Patientinnen trotz der Warnung des Bundesinstitutes erst mit einem Jahr Verzögerung informierte, blieb am Dienstag noch im Dunkeln. „Mir ist das sehr peinlich. Wir recherchieren das noch“, erklärte Prof. Rainer Kimmig, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde der Uniklinik Essen. Kimmig versicherte jedoch, mit der Warnung vom April 2010 seien die Produkte von PIP und die baugleichen Einlagen der niederländischen Firma Rofil nicht mehr eingesetzt worden.

Um so beunruhigter rea­gieren die betroffenen Frauen. Viele sind in großer Sorge um ihre Gesundheit, manche wünscht sich, das Implantat sofort wieder entfernt zu bekommen. „Skandalös, dass es ein Jahr gedauert hat, uns zu informieren“, kritisiert eine Patientin, die der Redaktion bekannt ist . Eine weitere Frau erhielt keinen Brief von der Uniklinik. Sie erfuhr erst jetzt aus den Medien von ihrem Risiko.