Mülheim. . Im Silikon-Skandal um die gesundheitsgefährdenden Brustimplantate der französischen Firma Poly Implant Prothese (PIP) hat die Brenntag AG jede Verantwortung zurückgewiesen. PIP hatte in seine Billig-Implantate Industriesilikon gefüllt, das der Chemikalienhändler ihm geliefert hatte.

Am Montag bestätigte das Mülheimer Unternehmen Brenntag kurz und knapp, dass es die französische Skandal-Firma Poly Implant Prothese (PIP) tatsächlich mit Industriesilikon beliefert hat, das PIP dann in seine Billig-Brustimplantate füllte. Am Dienstagabend verbreitete Brenntag-Sprecher Hubertus Spethmann eine Pressemitteilung, die den Chemikalienhändler im Silikon-Skandal um die Implantate aus der Schusslinie nehmen soll. Tenor: Daran, dass PIP das Industriesilikon statt medizinischer Kunststoffe in die billigen und offenbar krebserregenden Brustimplantate eingearbeitet hat, treffe Brenntag keine Schuld.

Die Silikonöle, die Brenntag als „ehemaliger Lieferant“ an PIP verkauft hat, „sind nicht für die Verwendung in Brustimplantaten geeignet“, heißt es in der Erklärung. Und: „In unseren Auftragsbestätigungen wurde klar darauf hingewiesen, dass die Produkte ausschließlich für industrielle Zwecke genutzt werden dürfen (inklusive Körperpflegeprodukte).“ Brenntag fordere seine Kunden „zudem auf, sich zu vergewissern, dass die gelieferten Produkte den Anforderungen an das Endprodukt entsprechen.“

Afssaps-Anfragen im April 2010 beantwortet

Im Hochhaus an der A 40 in Mülheim hat der Weltmarktführer der Chemiedistributeure, Brenntag, seinen Firmensitz. Foto: imago
Im Hochhaus an der A 40 in Mülheim hat der Weltmarktführer der Chemiedistributeure, Brenntag, seinen Firmensitz. Foto: imago

Bereits im April 2010 habe der Konzern Anfragen der französischen Aufsichtsbehörde für die Sicherheit von Gesundheitsprodukten (Afssaps) „vollständig beantwortet. Seitdem hat es keine weiteren Nachfragen an Brenntag gegeben. [...] Brenntag verfolgt die aktuellen Entwicklungen aufmerksam und mit Sorge und wird weiterhin jede mögliche Unterstützung in dieser Angelegenheit leisten.“

Für ein Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe stand Brenntag-Sprecher Hubertus Spethmann am Dienstag nicht zur Verfügung.

Zuvor hatte ein Sprecher bestätigt, dass der Chemikalienhändler das unter dem Namen „Baysilone“ bekannte Material an PIP verkauft hat. Auf seiner Website führt der Mülheimer Konzern in der Baysilone-Produktübersicht die Firmen Momentive Performance Materials und Obermeier als Bezugsquellen. Momentive Performance Materials firmiert im US-Bundesstaat Ohio, ist aus dem Gemeinschaftsunternehmen „GE Bayer Silicones“ hervorgegangen. Diese Tochter hatte der Leverkusener Chemiekonzern Bayer 1998 mit dem US-amerikanischen Industriekonzern GE gegründet. 2006 verkaufte Bayer seine Anteile an GE. (pw)