Leipzig. Der Tod von drei Neugeborenen in einem Bremer Krankenhaus hat die Gefahr von Krankenhauskeimen erneut verdeutlicht. Doch wie gefährlich sind die Erreger wirklich? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es es? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Keimfreie Krankenzimmer, sterile Instrumente und saubere Hände: Wer im Krankenhaus behandelt wird, erwartet in der Regel hohe Hygienestandards. Dennoch infizieren sich jährlich hunderttausende Menschen in deutschen Krankenhäusern mit gefährlichen Keimen.
Tausende sterben daran, wie nun drei Neugeborene in einem Bremer Krankenhaus. Bakterien, die gegen Antibiotika weitgehend unempfindlich sind, sind ein zunehmendes Problem in Krankenhäusern, Arztpraxen und Altenheimen.
Um welche Erreger geht es?
In den meisten Fällen handelt es sich um den Methillicin-resistenten Staphylococcus aureus - kurz MRSA. Der Bakterienstamm kann schwere bis tödliche Infektionen verursachen und ist gegen die meisten Antibiotika wie Penicillin unwirksam. Sogenannte Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) können gefährliche Darmkrankheiten auslösen. Hinter einer ESBL-Infektion, die auch für den Tod der Frühchen in Bremen verantwortlich ist, stecken resistente Enterobakterien, die zur normalen menschlichen Darmflora gehören, für Kranke und Schwache aber eine Gefahr sind.
Wie viele Menschen infizieren sich?
Exakte Daten zur Häufigkeit von Krankenhausinfektionen in Deutschland fehlen. Es wird geschätzt, dass sich jedes Jahr rund 400.000 bis eine Million Menschen bei einem Klinikaufenthalt infizieren. Vorsichtige Schätzungen gehen von 7500 bis 15.000 Todesfällen aus. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) beziffert die jährlichen Todesfälle durch Klinikinfektionen hingegen auf bis zu 40.000.
Was macht die Keime so gefährlich?
Für gesunde Menschen ist etwa MRSA in der Regel ungefährlich. Für immungeschwächte Patienten auf Intensivstationen, Krebskranke, Chirurgie-Patienten oder Menschen mit chronischen Wunden hingegen können multiresistente Erreger zur Gefahr werden und unter anderem Lungenentzündungen, Wund- und Harnwegsinfektionen oder Blutvergiftungen auslösen. Resistente Erreger sind gegen verschiedene Antibiotika unempfindlich geworden, was die Therapiemöglichkeiten deutlich beschränkt. Zudem dauert es oft mehrere Tage, bis der Erreger überhaupt identifiziert ist.
Wie entsteht eine Antibiotikaresistenz?
Die Resistenz von Bakterien zeigt sich darin, dass das Antibiotikum durch spezifische Transport-Systeme aus der Zelle ausgeschleust wird, bevor es überhaupt wirkt oder aber mit Hilfe von Enzymen ausgeschaltet wird. Die Resistenzen können von Bakterium zu Bakterium schnell weitergegeben werden.
Kann MRSA trotzdem behandelt werden?
Grundsätzlich ja. Obwohl MRSA resistent gegen die meisten Antibiotika ist, gibt es so genannte Reserveantibiotika, die in der Regel nur im Krankenhaus gegeben werden.
Wie werden die multiresistenten Erreger übertragen?
Die Übertragung erfolgt meist durch direkten Kontakt, weshalb die Händedesinfektion eine der wichtigsten Mittel im Kampf gegen die Keime ist. Neben einer strikten Hygiene fordern Experten auch einen maßvollen Einsatz von Antibiotika, um Resistenzen zu verhindern. Infektionen im Krankenhaus werden aber auch dadurch begünstigt, dass immer mehr Patienten mit komplizierten Krankheitsverläufen behandelt werden. (afp)