Andernach. . Besonders der Einstieg in die Magersucht werde oft zu spät wahrgenommen, so Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Psychiater (BVDP). Betroffen sind häufig Jugendliche mit einem Hang zum Perfektionismus.
Jedes zehnte Kind in Deutschland legt nach Angaben des Berufsverbands Deutscher Psychiater (BVDP) psychische Auffälligkeiten an den Tag. "Oft ist es für Eltern schwer, Veränderungen am Kind frühzeitig zu erkennen", sagt die Vorsitzende Christa Roth-Sackenheim. Besonders der Einstieg in die Magersucht werde oft zu spät wahrgenommen.
"Es gibt verschiedene Hinweise, die auf eine Magersucht hindeuten können", sagt die Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie aus Andernach. So sei ein verdächtiges Indiz, wenn Jugendliche plötzlich gemeinsame Mahlzeiten mit den Eltern verweigern oder anfangen, das Essen genau unter die Lupe zu nehmen, zum Beispiel den Fettrand vom Schinken abschneiden oder generell auf bestimmte Lebensmittel verzichten. "Den Anfang nimmt eine Magersucht häufig durch eine Diät", sagt Roth-Sackenheim. Darauf folge oft eine sehr schnelle und intensive Gewichtsabnahme. "Viele Magersüchtige verstecken ihren Körper dann unter weiter Kleidung, verhüllen sich regelrecht."
Magersüchtige schreiben plötzlich bessere Noten
Häufig seien parallel zur Essstörung auch deutliche Verbesserungen in der Schule zu beobachten: Magersüchtige schreiben plötzlich bessere Noten. Roth-Sackmann erklärt: "Durch den ständigen Hunger wird das Hirn aktiviert und ruft mehr Leistung ab." Viele Magersüchtige fielen auch durch eine erhöhte körperliche Aktivität auf: "Sie treiben viel oder sogar exzessiv Sport, sind ständig auf den Beinen und können kaum stillsitzen."
Betroffen von der Erkrankung seien im verstärkten Maße junge Mädchen und Jungen, die generell einen eher perfektionistischen Charakter haben, sagt Roth-Sackenheim: "Die Magersucht erfordert eine starke Selbstdisziplin." Neue Studien weisen auch darauf hin, dass die Grundlage in den Genen liegt: "Nicht jeder Mensch ist in der Lage, Hungergefühle dauerhaft zu unterdrücken." (dapd)