Essen. Ärzteproteste, Rationierungs-Pläne für medizinische Behandlungen – Patienten plagen viele Fragen. Hier geben Experten Antworten: über die Sorgen der Patienten und über die Verdienste der Ärzte.
Was ist die größte Sorge der Patienten?
„Geklagt wird oft darüber, dass der Arzt den Patienten die Wahl lässt zwischen einer kostenfreien Therapie, die mit Schmerzen verbunden sei, und einer IGe-Leistung, die angeblich genauso wirksam, aber eben nicht schmerzhaft sei”, sagt Stefan Palmowski von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland in Witten. IGe-Leistungen sind „Individuelle Gesundheitsleistungen”, die aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. Viele wüssten nicht, ob sie nötig und überteuert seien, sagt der Patientenberater. Wichtig: Über die Notwendigkeit mit der Krankenkasse sprechen. Der Arzt darf die Kosten für die IGe-Leistungen nicht willkürlich festlegen, so die Verbraucherzentrale in Berlin. Die Vergütung richtet sich nach der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte. Allerdings können die Mediziner den einfachen oder den 2,3-fachen Satz berechnen. Tipp: Die Rechnung genau durchlesen. Bei Unstimmigkeiten die Ärztekammer einschalten.
Ist Vorkasse erlaubt?
Nein, so das Bundesgesundheitsministerium. Diese Mediziner verstoßen gegen ihre vertragsärztlichen Pflichten. Betroffene sollten so etwas der Krankenkasse melden.
Was verdienen Ärzte?
2007 lag der Jahresüberschuss, den ein niedergelassener Arzt aus der Abrechnung mit der gesetzlichen Krankenversicherung erzielte – nach Abzug der Praxiskosten – bei ca. 91 780 Euro, so das Bundesgesundheitsministerium. Zusätzlich verdienen sie an Privatpatienten und Individuellen Gesundheitsleistungen. Zusammen lag der durchschnittliche ärztliche Jahresüberschuss bei 109 000 Euro.
Mancher Arzt sagt, er verdiene wenig?
Die Einnahmen variieren nach Regionen und Fachrichtungen zum Teil erheblich. Hausärzte erzielen in der Regel geringere Umsätze. Radiologen erzielten laut Gesundheitsministerium 2007 einen durchschnittlichen Jahresüberschuss von 113 019 Euro, Psychiater kamen im Schnitt auf ein Einkommen von 64 848 Euro. Weitere Beispiele: Ein Hausarzt, der eine Praxis im Bereich Nordrhein betreibt, bekam im ersten Quartal 2009 pro Kassenpatient 35 Euro (32,43 Euro in Westfalen-Lippe) für die ärztliche Regelversorgung. Impfte er darüber hinaus oder behandelte er einen Kranken, der etwa als Diabetiker an einem Chroniker-Programm teilnimmt, bekam der Doktor pro Patient und Quartal laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein 50 bis 52 Euro (47 bis 48 Euro in Westfalen-Lippe).
Was wird für Arzneimittel ausgegeben?
Die Ausgaben für Arzneimittel machten im vergangenen Jahr 18,2 Prozent der Gesamtgesundheitskosten (Gesetzliche Krankenkassen) aus. Insgesamt wurden Medikamente für 29,225 Milliarden Euro verordnet. Nach Schätzungen wird jedes vierte Medikament gar nicht genommen. Ruth Bahners, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: „Die Leute lesen in den Beipackzetteln die möglichen Nebenwirkungen und bekommen Angst.”
Wie erfahre ich, welcher Arzt nach Feierabend Dienst hat?
Der Service der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: Über eine Arztrufzentrale ( 0180/5044100) erfahren Patienten, welcher Mediziner Dienst hat. Für Patienten in Westfalen-Lippe gibt es so etwas noch nicht. Sie müssen auf Hinweise in der Zeitung achten oder dies durch einen Anruf bei ihrem Hausarzt klären.