Münster. 50 Prozent der Krankenhausärzte im Bereich der Ärztekammer Westfalen-Lippe gehen bei Mehrarbeit leer aus. Trotz einer Gesetzesänderung gibt es laut einer Umfrage unter 1100 Klinikärzten weder Geld- noch Freizeitausgleich. Ärztemangel wird deutlich spürbar.

Fast jeder zweite Krankenhausarzt in Westfalen-Lippe bekommt weder Geld noch Freizeitausgleich für geleistete Überstunden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, die am Montag in Münster vorgestellt wurde. An der Umfrage beteiligten sich über 1100 Klinikärzte.

«Es ist erschreckend, dass sich seit Inkrafttreten des Arbeitszeitgesetzes im Jahre 2004 in vielen Krankenhäusern nichts an der Überstunden- und Arbeitsbelastung geändert hat», sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst. Viele Krankenhäuser kämen als Arbeitgeber ihrer Fürsorgepflicht nicht nach und riskierten «bewusst Gesetzesverstöße». Darunter litten ihre Angestellten und die Patienten.

Ärztekammer fordert Einhaltung der Vorschriften

Nur mit persönlichem Engagement der Ärzte lasse sich so manche Krankenhausabteilung überhaupt weiter betreiben, hieß es. Nur 15 Prozent der Befragten bekämen für Mehrarbeit Vergütung und Freizeitausgleich. 44 Prozent könnten weder das eine noch das andere erwarten. «Diese Kolleginnen und Kollegen leisten durchschnittlich elf Überstunden pro Woche. Das entspricht bei einem Assistenzarzt einem monatlichen Geschenk von 800 bis 1500 Euro an den Arbeitgeber», erklärte Windhorst. Die Ärztekammer fordert deshalb neben der Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeitvorschriften die Krankenhaus-Arbeitgeber auf, Mehrarbeit vollständig zu erfassen und gerecht auszugleichen.

Zur Arbeitsbelastung kommt in den meisten Kliniken bereits deutlich spürbarer Ärztemangel. Vier von fünf Befragten gaben an, dass in ihren Abteilungen durchschnittlich zwei Arztstellen unbesetzt seien. «Offenbar gibt es in den Kliniken einen direkten Zusammenhang zwischen guten Arbeitsbedingungen und der Chance, Nachwuchsärzte zu rekrutieren», sagte der Kammerpräsident. (ddp)