Frankfurt am Main. Die Ärzteschaft wehrt sich gegen Pläne der AOK, Mediziner im Netz auf einer eigenen Seite bewerten zu lassen. Für die Kritiker ist klar: Patienten sind keine Medizin-Experten, ihre Bewertungen also nicht objektiv. Deshalb drohe ein "populistuisches System mit Hitparadencharakter."
Standesvertreter und Funktionäre haben mit massiver Kritik auf das von der Krankenkasse AOK geplante Bewertungssystem für Ärzte im Internet reagiert. Die AOK will Ärzte und Zahnärzte künftig im Internet von ihren 24 Millionen Versicherten öffentlich bewerten zu lassen.
Der Vorstandschef der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Jürgen Fedderwitz, warnte in der «Süddeutschen Zeitung» vor einem Ärzte-TÜV. Solche Bewertungsportale seien erfahrungsgemäß extrem missbrauchsanfällig. «Da muss die AOK aufpassen, dass sie kein populistisches System mit Hitparadencharakter aufbaut», sagte er. Über gute Medizin könne man nicht einfach abstimmen wie bei «Deutschland sucht den Superstar».
Bundesärztekammer findet das Projekt unseriös
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, kritisierte das Vorhaben. Jeder Patient habe das Recht auf bestmögliche Behandlung. «Doch es ist unseriös, anonyme Fragebögen als Grundlage für Ranglisten zu nutzen, wie das einige Arzt-Bewertungsportale im Internet bereits jetzt praktizieren», sagte er. Falls die AOK tatsächlich diesen Weg beschreite, erweise sie den berechtigten Ansprüchen ihrer Mitglieder auf gesicherte Information einen Bärendienst.
Massive Zweifel an der Aussagekraft des AOK-Portals meldete auch die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an. «Es darf nicht sein, dass hier einzelne Mediziner an den Pranger gestellt werden», sagte ein Sprecher. Schließlich seien die Patienten keine Medizin-Experten und deshalb nur in der Lage, ein subjektives Urteil abzugeben. «Es ist die Frage, ob die AOK ein voyeuristisches Spiel aufführen oder objektive Informationen präsentieren will», sagte der KBV-Sprecher.