Lünen. Gut zwei Jahre nach dem grausamen Fund zweier skelettierter Babyleichen in einer ausgebrannten Lüner Wohnung beginnt bald der Prozess gegen die Mutter. Die heute 31-jährige Frau steht ab Dezember vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft, die erst im November 2013 Anklage erhoben hatte, führt schwere Vorwürfe ins Feld.
Ab Dezember soll eine heute 31 Jahre alte Mutter vor Gericht stehen, nachdem im Jahr 2012 skelettierte Leichen ihrer beiden Babys in Lünen nach einem Wohnungsbrand gefunden worden waren. Das erklärte Brigitte Knauer, Direktorin des Amtsgerichts Lünen, am Freitag auf Anfrage der Redaktion. Dass sich der Prozessauftakt so lange hinzog, hat mehrere Gründe: Die Staatsanwaltschaft Dortmund hatte erst im November 2013 Anklage gegen die Mutter erhoben - nach Vorliegen mehrerer Gutachten zur Todesursache.
Der damals alleinerziehenden Mutter wird seitdem vorgeworfen, "ihre Kinder in einer hilflosen Lage im Stich gelassen zu haben, obwohl für diese Fürsorgepflicht" bestanden hat (§ 221 Strafgesetzbuch). Daneben beinhaltet die Anklage auch den Tatvorwurf der Körperverletzung.
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Haftstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren drohen
Im Falle einer Verurteilung droht der Angeklagten eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren. Wie Brigitte Knauer sagte, halte man die Angeklagte für hinreichend tatverdächtig. Dafür spreche ein Gutachten, dass das Amtsgericht Ende vergangenen Jahres in Auftrag gegeben habe und das jetzt vorliege. "Somit kann die Hauptverhandlung beginnen", sagte Knauer. Bei der Staatsanwaltschaft Dortmund war am Freitag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Polizei "völlig schockiert" - Vorwürfe gegen das Jugendamt
Der Fund der Babyleichen im Oktober 2012 hatte landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei waren "völlig schockiert". Das Lüner Jugendamt geriet unter Beschuss, obwohl beziehungsweise weil es nach eigenen Angaben nichts von der Existenz der Kinder wusste.